Im Schloss brennt noch Licht – Konzertreihe/n in Schlösschenkeller und Orangerie, Blieskastel 2010/11

„Im Schloss brennt noch Licht“ –
Dieser Satz ist eine meiner alten Metaphern aus der Vergangenheit, wahrscheinlich noch aus den achtziger Jahren stammend, damals pflegte ich in meinen Texten noch üppig zu romantisieren. Aber bleiben wir lieber in der Gegenwart, es ist wieder einmal Herbst, die blieskasteler Kultursaison nimmt Gestalt an für den Rest des Jahres 2010 – Über die bevorstehenden drei Dutzend Operngalas, vierzehn Orchester-Konzerte & zweiundzwanzig Weltpremiere-Musicals, darunter solche Klassik-Cracks wie Liang-Liang, Anna Netrebko, alle vier wiedervereinigten Beatles, Sting, Jimi Hendrix oder die Rolling Stones mit Mick Taylor will ich mich jetzt nicht auslassen, ich beschränke mich auf die Kleinkunstszene, die es in der Tat wert ist, näher erläutert zu werden.

Wie lange gibt es diese Konzertreihe wohl schon?! Zwanzig, zweiundzwanzig Jahre – oder mehr!? Es ist nicht wichtig. Aber trotzdem, ein kleiner Rückblick sei mir an dieser Stelle erlaubt: Calabroun, Marie-Laure & Rüdiger, An Erminigh, Die Schoenen, Rainer Rodin & Michael Marx, Andrea Reichert, um nur ein paar Namen saarländischer Künstler zu nennen, die ausschliesslich im Schlösschenkeller auftraten, die Orangerie war damals als Veranstaltungsort für Kleinkunst noch nicht in vollem Umfange vorgesehen. Zu erwähnen wären noch Jacobi & Schorsch (der später solo als Schorsch Seitz bekannt wurde) – Ich habe sie alle mindestens einmal im Schlösschenkeller erleben dürfen. Alleine wenn ich an die beiden legendären Konzertabende von Calabroun denke, irgendwann in den frühen neunziger Jahren, könnte mir heute noch schwindlig werden vor Begeisterung, dieses Folk-Duo konnte wirklich verzaubern mit seinen Melodien. Leider fand ich nirgends Platten oder CDs von ihnen, wahrscheinlich legten sie keinen Wert darauf, auf Platten verewigt zu werden.

Die so genannte „Orangerie“ des nicht mehr existierenden blieskasteler Schlosses beinhaltete in den letzten paar Jahren noch mehr eindrucksvolle Aufführungen, weil die Palette musikalischer Darbietungen noch breiter angelegt wurde – & noch ist.

Schlösschenkeller & Orangerie liegen nah beieinander, es ist wirklich nur ein Katzensprung, & schon ist man mitten im blieskasteler Kulturgeschehen zweier Kleinkunstbühnen, die sich vor grösseren Städten wie Zweibrücken oder Saarbrücken nicht zu verstecken brauchen.

Meinen ganz persönlichen „Auftakt“ der 2010er Saison versäumte ich leider, das Konzert der Gruppe JEM am 12. September war bereits eine Woche vorher ausverkauft – Helmut Eisel, Michael Marx & Stefan Engelmann sind JEM – Saarland-Cats werden diese Namen sicher ein Begriff sein. Die Gruppe gastierte mindestens schon zweimal in Blieskastel, mit ihrem Klezmer-Jazz können sie bestimmt die Steine der Orangerie & der nahen katholischen Barockkirche zum Weinen bringen – Wäre auch günstig für die Instandhaltung & Trockenlegung beider Gebäude, wenn dem wirklich so wäre. Manche ihrer Stücke sind in der Tat zum Heulen schön. Auf Michael Marx werde ich später noch einmal ausführlich zurückkommen.

Die jetzige Saision, 2010/11, verspricht reichlich spannend zu werden. Noch nie haben mich so viele Gruppen & Interpreten neugierig gemacht, ihre Konzerte in diesem Jahr aufzusuchen. Ich freue mich wirklich auf diese Veranstaltungen & werde versuchen, für jedes Konzert einen kleinen Report in meinem Blog zu schreiben. Zu sämtlichen Veranstaltungen kann ich leider nicht gehen, dazu fehlen Zeit, Geld & auch das Interesse.

Hier jedenfalls sind die persönlichen Favoriten:

  • Am Freitag, 5.11.2010, 20.00 Uhr gastiert Ro Gebhardt mit seiner neuen Formation „Intercontinental“ in der Orangerie – diesmal in Triobesetzung Gitarre, Bass & Schlagzeug. Diesen wunderbaren neunkircher Jazzgitarristen habe ich in den zurückliegenden Jahren öfters gehört & erleben dürfen, besitze überdies mehrere CDs von ihm – Er klingt jedesmal anders & immer neu & interessant für mich. Neben Susan Weinert, ebenfalls eine Jazzgitarristin aus Neunkirchen/Saar, ist er einer der bekanntesten jüngeren Jazzer aus Deutschland & tourt mittlerweile auf der ganzen Welt.
  • Eine junge, aus unserer Region stammende Sängerin/Keyboarderin, Melina Wack, die sich „Mara“ nennt & eigene Lieder vorträgt, ist am Sonntag, 7. November 2010, 17.00 Uhr, zu Gast in der Orangerie.
  • Gitarre solo bietet der Konzertgitarrist Friedemann Wuttke am Sonntag, 14. November 2010, 17.00 Uhr, ebenfalls in der Orangerie. Leider sind mir die klassischen Gitarristen nicht so geläufig, deshalb kann ich nichts zu diesem Künstler sagen. Aber hingehen lohnt sich auf jeden Fall. Hinterher weiss ich dann mehr. Ausserdem liebe ich Gitarrenmusik jeglicher Art.
  • Pe Werner, Samstag, 20. November 2010, 20.00 Uhr, Bliesgaufesthalle – Endlich! Wieder mal eines der seltenen Konzerte in der blieskasteler „Hollywood Bowl“!
    Pe Werner singt Jazz. Unter anderem. & damit werde ich einer der Ersten sein, die dieses Konzert besuchen werden. Ist ein positives Vorurteil, ich weiss, aber als Jazzfan kann ich da nicht anders.
    „(…) Und nun, 19 Jahre nach ihrem ersten Album setzt Pe Werner einen neuen Meilenstein ihres künstlerischen Schaffens – das neue Album „Mondrausch“ ist eine gekonnte Expedition in musikalisches Neuland. Ob Pop, Klassik, Jazz oder Chanson – Pe Werner zeigt wie souverän und leidenschaftlich sie sich in all den Stilen und Genres der Musik bewegen kann. Die 16 Lieder auf „Mondrausch“ drehen sich alle in poetischer Weise um das Licht, das uns die Nacht erhellt und Ort so vieler Träume und Mythen geworden ist.“ (Autor: Jochen Siemens) – Auszug aus der Website der Künstlerin.
  • Edith-Piaf-Abend mit Oranna Kasper, Donnerstag, 25.11.2010, 20.00 Uhr, Schlösschenkeller – Edith Piaf: Vorbild für Janis Joplin, weltbekannt, leidenschaftlich, versoffen, kaputt, sinnlich, Entdeckerin von Georges Moustaki, Chanson-Schreiberin, grossartige Sängerin. Muss man noch mehr sagen? Selbst in der Nachinterpretation haben die Songs/Chansons noch etwas von ihrer Leidenschaft behalten. Laut SZ (& Programmheft der Stadtverwaltung) „….. man könnte von mindestens 80 % Übereinstimmung sprechen“. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen ausser: Hingehen, hingehen, hingehen, zuhören …..  Auftaktkonzert einer neuen Reihe namens „CAVEAU CHANSON“, die von Brigitte Rinderle, Beigeordnete, ins Leben gerufen wurde.
  • Robby Jost-Duo, am 13. Januar 2011, 20.00 Uhr, im Schlösschenkeller, Blieskastel – Robby Jost, Gesang, ein Fünftel der Marx-Rootschild-Tillermann-&-Amby-Band, gemeinsam mit Dietmar Leineweber (Keyboard) wird nicht alltägliche Popsongs darbieten, wie aus dem Programmheft zu erfahren ist. Robby Jost, als Sänger der MRT-Band, interessiert mich ganz besonders stark, da ich ihn als solchen bewundere, selber spielt er kein Instrument & wird nur vom Keyboarder begleitet. & was das Songmaterial betrifft, kann es nur ein interessanter & kurzweiliger Abend werden, es sind nämlich noch etliche Eigenkompositionen angesagt. Für mich als Dichter/Songschreiber/selbsternannten Poeten natürlich ………
  • Julia Neigel-Konzert, Samstag, 15. Januar 2011, 20.00 Uhr, Bliesgau-Festhalle, ein viel versprechendes Konzert, wenn man dem Programmheft glauben darf.   Stilübergreifendes  Repertoire heisst es da weiter vielversprechend. Ich möchte die Dame nicht versäumen!
  • Les Chansons, Donnerstag, 27. Januar 2011, 20.00 Uhr, Schlösschenkeller:
    „Les Chansons“ sind Noel Walterthum und Christoph Kleuser, französisch und deutsch, ihr Repertoire umfasst Stücke von Piaf, Becaud, Georges Moustaki, Michel Sardou, Francis Cabrel, Isabel Boulay und und und ….
  • Lieder der Poesie – Amby Schillo, Nino Deda & Michael MarxSonntag, 13. Februar 2011, 17.00 Uhr, Orangerie:
    Meine saarländische Lieblingsband, neben den Rootschilds/Tillermanns, mit ihren Vertonungen berühmter deutscher Gedichte. Wer sie erleben durfte in Bliesbruck, im September 2009, der weiss, wovon ich rede. Und wer die Gedichte liebt, die sie vortragen, wird mir recht geben, wenn ich sage, dass Lyrik ebenso Musik sein kann, wie die Musik selber. Gedichte von Rilke, Hermann Hesse, Goethe und modernen DichterInnen wie Ingeborg Bachmann sind reine Musik, was einem früher durch das Lesen nur im Kopf lebendig war, hier wird es durch Gesang und Begleitung zu ihrer wahren Bestimmung geführt, nämlich hörbar gemacht und durch die brillante Musik noch veredelt.
  • Ca va, Donnerstag, 24. Februar 2011, 20.00 Uhr, Schlösschenkeller Blieskastel – Ca Va, ein Duo, bestehend aus Patricia Dejon, Gesang und Fritz Schneider, Gesang und Gitarre, werden begleitet von Gaston Michel, Akkordeon. Das Repertoire: die üblichen Verdächtigen. Läuft in der Reihe Cavau Chanson.
  • Die Tollkirschen, 10. März 2011, Bliesgau-Festhalle, Blieskastel Bereits einmal habe ich sie erleben dürfen, vor fast zwei Jahren – Ein Gewitter, ein Orkan, der Beelzebub persönlich in Gestalt von betribbelten Ehemännern und –frauen, dunkelbraun vom zuviel durch-den-Kakao-Gezogen-Werden, niemals müde werdend im Situationskomik-Fach und darüber hinaus! Dafür haben sie zuviel Selbstironie. So geschehen bei ihrem Auftritt in Blieskastel im März 2009. Übertreibe ich!? Ja, auf keinen Fall!
    Und keine Berührungsängste, vor diesen Sketchen, ihr Männer, die Damen sind keine Emanzen! Saukomisch. Wunderbar. Sie schreiben ihre Texte selber und sind Amateurinnen.
  • Sarah Eddy, 24. März 2011, Schlösschenkeller Blieskastel, 20.00 Uhr Eine junge Französin aus dem Elsass, zum ersten Mal in Deutschland zu hören – Irgendwo zwischen Rock und Poesie changierend. Und da bei uns noch unbekannt ist sie sehr, sehr interessant für mich.
  • Marx, Rootschild, Tillermann „Best of“, 01. April 2011, Bliesgau-Festhalle, 20.00 Uhr – Klingt viel versprechend, dieses „BEST OF“, vielleicht ergeht es mir dann wie den eingefleischten Grateful Dead-Fans, die sogar T-Shirts in den Konzerten der Dead trugen mit der Aufschrift: Werden sie heute abend DARK STAR spielen? Mein Dark Star bei den Rootschilds ist ihr „Ich Hab Mich In Dein Rotes Haar Verliebt“. Im Jahr 1981, als ich das Lied zum ersten Mal hörte, hat es mich so tief beeindruckt, dass ich mein Geschreibsel als Amateurmusiker und -dichter umstellte auf die herkömmlichen Reimschemata in deutsch. Auch ich wollte von meinen Landsleuten verstanden werden. Ist mir aber bis heute nicht gelungen. Seit 2010 schreibe ich wieder in englisch, mit vielen Ausdrücken aus der Cheyennesprache. Zum Glück versteht die niemand sonst auf diesem Kontinent.
  • Four On The Floor, Donnerstag, 7. April 2011, 20.00 Uhr, Schlösschenkeller Blieskastel, eine Jazzformation mit u. a. Amby Schillo, Stefan Engelmann und Martin Preiser. Hörte sie im Sommer 2010 in Homburg live – bin gespannt, wie sie im Schlösschenkeller klingen, der meiner Meinung nach eine wunderbare Akustik bietet, nicht nur für moody Jazzsongs.
  • Helen Schneider, Samstag, 9. April 2011, 20.00 Uhr, Bliesgaufesthalle – Vor kurzem mit Gunter Gabriel, als Johnny Cash – sie als June Carter Cash – auf der Bühne, bietet sie hier ihr eigenes Repertoire, Dream a little dream, es verspricht, wieder jazzig zu werden. Bin sehr gespannt auf sie, gerne hätte ich sie als Cashs Ehefrau gesehen und gehört. 
  • Fleur Gire, Donnerstag, 28. April 2011, 20.00 Uhr, Schlösschenkeller, wieder im Rahmen der Caveau Chanson-Reihe, und auch neu im blieskasteler Kultursortiment. Sie schreibt ihre Lieder selbst und begleitet sich am Piano.

Anzumerken wäre vielleicht, dass wir diese Chanson-Reihe der städtischen Beigeordneten Brigitte Adamek-Rinderle und ihrer Zusammenarbeit mit dem Kulturamt zu verdanken haben.
Deshalb mein kleiner Appell an alle Interessierten: geht in diese Konzerte und/oder in alle anderen Veranstaltungen, die ich hier nicht aufgezählt habe, geht in diese Konzerte, schaut und hört euch die Künstler an, manches mag zu anspruchsvoll sein, manches vielleicht zu profan, aber hört und seht, was die Leute zu bieten haben. Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass ich die verschiedenartigsten Auftritte im blieskasteler Schlösschenkeller von Anfang an verfolgen konnte. Es würde mich selbst persönlich freuen, wenn alle Künstler vor vollem Haus spielen dürften.

Und, wie gesagt, dies sind meine Favoriten im Herbst/Winter 2010/11, ob ich dazu komme, sie allesamt besuchen zu können wird letztendlich davon abhängen, ob ich die Zeit dafür finde. Aber von diesen Konzerten träumen kann ich ja schon mal. Hoffentlich werden meine Konzertberichte überzeugen können, ich neige dazu, alles etwas schwärmerisch und überschwänglich zu sehen. Ich bitte schon im Voraus  für diesen Lapsus um Verzeihung, as you please.

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3 Kommentare zu „Im Schloss brennt noch Licht – Konzertreihe/n in Schlösschenkeller und Orangerie, Blieskastel 2010/11

  1. Ach was, geehrt. Wahrscheinlich habe ich es falsch gesagt: eigentlich meinte ich die Leute, die Museen leiten, Kulturfunktionäre und Angestellte in der sog. Kreativindustrie. Ich stelle fest, dass die nur zu sowas gehn, wenn sie sicher sind, dass sie dort entweder hinmüssen, weil Chefchen auch hinwill, oder, wenns Chefchen selber ist, dass das in den Medien, besser noch im Fernsehen gewürdigt wird. Also die berühmeten Events, die sowieso immer großes Interesse ziehen. Nötiger hätten es aber die kleinen, feinen Veranstaltungen, die ja meist von regionalen Idealisten durchgeführt werden. Da haben die, so ist es jedenfalls in Lübeck, kein Interesse, was ich äußerst miserabel finde. Aber die leben davon. Förderung, echtes Interesse – Fehlanzeige. Daran kann man schon ziemlich viel ablesen dessen, was im Lande warum so los ist und was schiefläuft.

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  2. Sutaio, das ist sehr interessant. Wie ist es in Blieskastel, gehen die Leute, die von der Kultur leben, auch zu den Veranstaltungen? Ich meine zu den kleinen, dahin, wo keine große Übertragungslinse aufgefahren wird, in die nur das reine Interesse führt.

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    1. hallo, monologe martin klingel,

      hier in blieskastel gibt es zwei arten von veranstaltungen: einmal die rein zyklischen wie fastnacht oder kirmes (nur von blieskastel-mitte spreche ich) und die konzerte in der katholischen Kirche – dorthin zieht es die blieskasteler welt, mit aller macht. die sle sind bis auf den letzten platz gefllt. die andere sind die musikalischen kleinkunstveranstaltungen, wo vielleicht fnf bis zehn der zuhrer aus den blieskasteler stadtteilen kommen, der rest sind kurgste und interessierte aus anderen orten. und von den blieskasteler zuhrern sind es meistens die gleichen leute, die kommen, mich und meine frau mit eingerechnet. nehmen wir das beispiel marx, rootschild, tillermann, ein grossartiges Konzert im januar 2009, meines wissens waren von den 200 – 300 zuhrern hchstens 20 direkt aus blieskastel. ist das nicht ein bisschen wenig fr eine einzige stadt!? es ist so herrlich provinziell hier, kme der papst zu besuch, wre polen offen, die stadt zu klein, um all die blieskasteler aufnehmen zu knnen, die den papa sehen wollten. ich hoffe nicht, dass es in lbeck hnlich wie hier zugeht.

      gruss sutaio

      p. s.: ich fhle mich geehrt, dass du so viel anteil nimmst an meinen artikeln.

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