Wolf In The City # 21 – Ausgetretene Pfade in anderen Staedten


Es ist wahrlich ein munteres Leben in meiner Stadt H…, das muss ich schon sagen, nicht oft komme ich hierher, aber nun hat mich der Hunger getrieben. Grosser Isegrim bewahre, die Stadt ist nicht neu, alles ist wie sonst, hässlich & irgendwie verbaut, die Verkehrsfuehrung wie immer, & immer noch, chaotisch – all die liebgewonnenen Gewohnheiten & Eigenheiten sind noch da, warum sollte es auch besser werden in unserem Laendchen, frage ich mich. Der Konkurrenzkampf um das taegliche Brot ist immer noch im Gange, & wie!, in H… wird aber auch getafelt, was das Zeug haelt. Aber haelt das Zeug auch, was man mir versprochen & verhiessen hat!?
Algerische Schabrackenschakale, tuerkische Woelfe aus den Bergen, deutsche Wildhunde, russische Steppenkuehe, abgemagerte Kojoten aus den indischen Wuesten, alle sind sie am Tafeln gegenwaertig. Sie sind genauso hungrig & heruntergekommen in diesem Fruehherbst wie ich, sie lauern auf was Essbares, was man ihnen vorwirft & mit dem sie einigermassen zufrieden nach Hause trotten koennen.

Aber die Hackordnung muss gewahrt bleiben, besonders hier, obschon ich mich niemals als Hofgefluegel gefuehlt habe. Was ich hier sehe ist gefuehlte Hackordnung, die keiner will, sie aber aushalten muss, weil die Hackverursacher ihre Vormachtstellung behaupten – & vor allem ausnutzen – wollen.

Ich bin dann hungrig wieder abgezogen, es waren zuviele Aasfresser da, Geier waren´s nicht, die haette ich schon von weitem gerochen, aber mir drehte sich einfach nur der Magen um.

Menschen bekam ich nicht zu Gesicht, obwohl diese Tafelrunden sehr menschlich gestaltet sind, fuerwahr.

Unterwegs ist mir ein Reh mit seinem spaeten Kitz ueber den Heimweg gelaufen, das Alttier habe ich liegen gelassen fuer spaeter, das Kitz schleppte ich den ganzen Weg ueber heim zu meiner Prinzessin, damit diese wenigstens wieder etwas Blutiges zu fressen bekam.
Es ist gutes Fleisch, & ich geniesse jeden Bissen davon. Hoffentlich geht´s den Menschen genauso, wenn sie mal wieder was Gutes zwischen die Zaehne bekommen.

WOLF IN THE CITY # 20: WILLKOMMEN IN DER STADT DER SCHWITZENDEN LAKAIEN


gestern morgen hab ich sie gesehen, die graufuechse der blieskasteler graefin, sie trotteten gemaechlich durch die poststrasse, direkt auf mich zu – einer laechelte mich gar an, obwohl ich kein wolfsfell am leib trug.
wie konnte er mich nur erkennen!? nichtsdestotrotz, ich habe ja auch ihn erkannt, obwohl sein graufuchsfell jeden tag anders ausschaut. weil er naemlich schwitzte wie ein brunnengraeber unter seiner verkleidung. der andere sah cooler drein, er erkannte mich auch nicht, oder kannte meine figur in diesem spiel nicht, & sein morgengruss galt jemand anderem. hier in der innenstadt kennt jeder jeden, & ein freundlicher warmer septembermorgen tut sein uebriges, dem staedtischen idyll die krone aufzusetzen.
vielleicht haette ich einen gut eingeuebten hofknicks aus dem 18. jahrhundert machen sollen, oder ich haette ihm mein raubtiergebiss gezeigt, dann waere bestimmt alles anders gekommen – vor 28 monaten!
haette die graefin eine hundestaffel in ihrem schloss gehabt, ich waere sicher aufgefallen mit meinem aussehen, die hunde haetten naemlich keine reisszaehne. & die graufuechse ihrer majestaet bissen ihnen jeden morgen in den schwanz, & zwar heftigst………..
dieser graufuchs, den ich meine, aber taete es nicht. dazu ist er zu schlau & zu gerissen. der gute hausfuchs laesst beissen, er nimmt andere fuechse dafuer, oder die sich dafuer halten. wenn einer von ihnen a sagt, rennt er sogleich zur graeflichen kemenate & erzaehlt ihr von dem b, den der fuchs xxx verlauten liess.
schlau muss man sein, wenn einem die woelfe nicht fressen sollen.
nun ja, mein hunger auf fuechse ist nicht allzu gross, mein fleischbedarf fuer diesen monat ist soweit gedeckt, die leute haben glueck, sie kommen noch einmal davon vor mir.

DER GRABENBRUCH ZWISCHEN A & B


manches geht schnell, manches schleichend langsam – die entfremdung, das verblueffen von einem selber oder des gegenuebers, des gespraechspartners – wie oft muss man luegen, um diese bittere erkenntnis  herauszufinden? wie oft muss die wahrheit gesagt werden, & sie wird dennoch ignoriert!? & wenn dies einem zu oft passiert, 10 bis zwanzigmal im jahr, im monat, was dann?

ein graben tut sich auf.

na gut. wenn ich es recht bedenke, ist es zu oft passiert in der vergangenheit, ohne diese jetzt aufrechnen zu wollen. wenn jemand nicht anders kann als nur bloedsinniges daher zu reden, dann geschieht ihm das ganz recht.

so denke ich aber nicht ueber meine zeitgenossen. warum ist der graben nur so tief geraten zwischen ihnen & mir!? weil niemand daran denkt, den graben zuzuschuetten oder wenigstens eine bruecke darueber bauen zu wollen.

ESSAY ZU EINEM FLUECHTIGEN THEMA


Eitel isses doch, wenn man beachtung sucht & keine bekommt. Oder etwa nicht? Dann bin ich gerne eitel, um es mal so rum auszudruecken. Doch wie ist es mit ihr weiterhin bestellt? Alle eitelkeiten gehen vorueber, ob man das nun will oder nicht. Es kratzt mich fuerchterlich in letzter zeit, wenn ich bei vielen gelegenheiten den so genannten hartz4-ausweis – sprich: das von der arge an mich gerichtete bewilligungsschreiben – vorzeigen soll. Es steigt dann eine unbeschreibbare wut in mir auf, so, als waere ich ein aussaetziger, der freien zutritt in die stadt haben will. Der zweck der ganzen aktion mag gutgemeint & gutgewollt sein, aber es trifft mich jedesmal ein faustschlag mitten ins gesicht. Ich schwoere mir hinterher jedes mal, lieber auf der strasse zu verhungern als diese demuetigungen noch laenger mitzumachen.

Wie waere es denn, als erster verhungerter im saarland in die schlagzeilen zu gelangen? Waere es ueberhaupt den medien eine schlagzeile wert? Drogentote sind allemal interessanter, denn drogen nimmt ein braver buerger nun mal nicht, ausser bier & zigaretten, & verhungern, das tut in deutschland doch niemand! Der staat sorgt doch fuer seine notleidenden buerger.

Ich danke recht schoen. Die tafel wird meine rettung sein. Stolz kann man bekanntlich nicht essen. Gewoehn dich daran, zum gesocks zu gehoeren, zu den „pootcher“, wie es im saarbruecker raum so treffend nichtssagend umschrieben wird. Je nichtssagender ein begriff, desto unbedeutender die personen oder die sachen, die dahinter stecken. Oder sollte ich unrecht haben!?

Mitleidig wird man angeguckt, man zeigt eine gewisse betroffenheit dem betroffenen hartzer gegenueber, ist es nun nur vorgeschoben oder echt, das wird niemand je erfahren, der in dieser situation gelandet ist. Eigentlich muesste es bruchlandung heissen. Gebrochen soll ich sein, den kopf demutsvoll senken, schlurfend & zittrig einher gehen mit ein paar cents in der tasche. Eine wunderbare welt.

BURDETTE BECKS LIVE IM SCHLOESSCHENKELLER


8. september 2011 – jazz im schloesschenkeller blieskastel —–

endlich, die tolle akustik des schlosskellers ist mir immer wieder in angenehmer erinnerung, & was bei einem klassischen konzert wichtig ist, ist es auch bei diesem. was haben die blieskasteler fuer ein glueck, diesen keller zu haben, fuer konzerte & anderweitiges. vergessen wir die bliesgaufesthalle, vergessen wir die orangerie, hier spielt die musik. & die heisst JAZZ! aber wo sind sie abgeblieben, die blieskasteler musikhoerer, ausser einer jungen frau aus ballweiler scheinen wir beide die einzigen einheimischen zu sein. das alte lied, aber sei´s drum! es war ein grossartiges konzert.

 

man siehts den maennern kaum an, aber sie spielten einen heissen funkjazz, der sich gewaschen hatte – & die balladen waren auch nicht zu verachten, „georgia on my mind“ war darunter, in einer wunderbaren version. aber das kennen die blieskasteler bestimmt nicht.
nicht nur ich bin von den spaerlichen besucherzahl enttaeuscht, auch die musiker waren es, wie man unschwer erkennen konnte. aber den anwesenden gefiel die musik, & das ist wahrscheinlich die hauptsache.