Ein paar (nützliche?) Gedanken zu einem Phänomen


Ich bin schäbig, nun mische ich mich auch noch in die politik ein, obwohl ich weder über weltmännische kenntnisse noch genügend hintergrundwissen verfüge. trotzdem tue ich es, angesichts der tatsache, dass sich jeder krethi resp. plethi an irgendwelchen diskussionen, referenzen, hetzkampagnen, senftunken-dreingaben, sermon-erzeugungen oder dergleichen beteiligen will, ob sie nun was zu sagen haben oder nicht.

so denke ich doch, dass meine wenigkeit ebenfalls etwas zu sagen hat.

Mir ist dieser Tage ein kleines, kurzes video aufgefallen, dass ein paar leute mehrmals auf facebook gepostet haben. mir ist nach wenigen minuten des mitverfolgens eingefallen, was mir derzeit – & wesentlich früher schon, ich erinnere mich an meine jugendjahre mit 17, 18 jahren!!! – auffällt: was tun wir, die gesellschaft deutschlands, die gedanken der populärsten philosophen unseres & vorangegangener jahrhunderte zu verbreiten oder, besser gesagt: zu lehren? tun die lehrer in den schulen, die professoren & dozenten an den hochschulen etwas, um ein paar grundlegende gedanken, die mitunter gebraucht werden für die fortbildung der bürger/innen dieser gesellschaft, zu verbreiten? was in diesem kleinen film von herrn horkheimer glänzend & denkbar einfach & verständlich gesagt wurde.
er bezeichnet demagogie, populismus, als eine sprechensart, die folgendes beinhaltet

  • die masse der superlative,
  • die betonung/überbetonung des so genannten WIR und die ANDEREN (welches gleichbedeutend mit „die Schlechten und die Guten“ ist),
  • ein absolutes Ziel verfolgt,
  • das völlige Ausschliessen von Zweifeln beinhaltet,
  • die hervorhebung, dass der demagoge einer von euch ist,
  • es eine verschwörung gegen UNS gibt.
  • und – ganz wichtig für das verstehen dieses phänomens – die wiederholung derselben.

nun meine – vielleicht naive – frage an die leser dieses artikels: wird diese thematik aufklärerisch in den schulen behandelt? profitieren schüler & studenten von der kritischen haltung dieser aufzählung, die meiner meinung nach brillant formuliert ist, im alltag?
wer sollte sich noch einschalten für die wirkung dieses kritischen zeilen?

 

 

 

Schmerzensmacher unter uns


war die republikanische partei nicht einst eine moderne, hat sie nicht abe lincoln hervorgebracht? das ist zwar schon ne zeitlang her, aber der mann ist sicher noch in guter erinnerung.
was ich damit sagen will, ist, es hat sich vieles geaendert in den usa, seit 2008 ist sogar ein schwarzer an der regierung. das musste ja einigen so viele schmerzen bereitet haben, dass sie schreiend daran krepiert sind. zum glueck kenne ich niemanden, dem dieses schicksal zuteil wurde.
was mir allerdings zuteil wird, das ist die freude darueber, dass barack obama wiedergewaehlt wurde – & die freude wird mir heute gleich zum zweiten male zuteil …… ich kann nur fuer ihn hoffen, dass er seine ziele in der zweiten amtsperiode erreichen kann. er wird alle hilfe brauchen, die ihm angeboten wird. ich denke dabei auch an die schwarze bevoelkerung, an die hispanos, die indianer & alle anderen minderheiten, die es in den usa wahrlich nicht leicht haben, ein gutes leben fuehren zu koennen. die usa sind das reichste land der erde, es muesste niemand verhungern dort, erfrieren, obdachlos sein –

wir lieben sie nicht, die amerikaner, wir geben es nur vor. viele goennen es ihnen, dass sie jetzt wohl am ar…… sind, oder angeblich sein sollen, mir jedenfalls geht dieses gerede am vorher erwaehnten glatt vorbei – wenn sie es waeren, koennten sie die mayflower verschrotten! & das wird nie passieren, zum leidwesen der ureinwohner.

zurueck zu obama. druecken wir ihm die daumen, dass er seine aufgaben verwirklichen kann, ich fand ihn vor vier jahren schon aeusserst beeindruckend, & ich werde nie muede, meine sympathie fuer ihn oeffentlich auszusprechen. es gibt ganz wenige politiker &/oder menschen, die meine sympathien teilen koennen. meine feinde wissen ein lied davon zu singen…….
so, genug gescherzt. amerika, ich mag dich, weisst du das!? manchmal mag ich sogar deine menschen.

 

 

DAS KOMMT MIR ALLES SEHR GELEGEN


Einmal mehr bin ich wieder zurueck in der bittersten gegenwart – desillusioniert, aber (noch) nicht gebrochen, kaempfe ich mich durch einen dschungel, den es eigentlich nie wieder haette geben sollen.
aber es gibt ihn, & wie! Es riecht geradezu nach umbruch, nach veraenderung – nur das wie ist mir noch nicht ganz klar. Ich weiss nicht, welches tier da auf uns zugekrochen kommt, aber ich kann es schon riechen. Hoffentlich ist kein krieg dabei im spiel, ich fuerchte ihn, aber er wartet schon auf uns, dessen bin ich mir sicher. Kriege haben stets etwas veraendert im dasein, nie etwas gutes bedeutet & spotten jeder eintragung in die geschichtsbuecher. Was ist mit den revolutionen? Werden diese richtig gewuerdigt? Ich glaube nicht.
In deutschland gab´s noch nie eine durchschlagende, alles auf den kopf stellende revolution. Waren wir zu doof dazu? Ganz gewiss nicht, aber mitte des 19. Jahrhunderts waren die leute womoeglich noch nicht maechtig genug, eine aenderung im land herbeizufuehren. Die obrigkeitshoerigkeit war noch zu gross, selbst heutzutage ist sie noch vorhanden, aber nur, weil jeder angst hat, durch eine revolution koennte er verarmen oder verelenden, bedeutungslos werden oder seine rente verlieren.

Ist es so, wird es denn so sein?

Sch…, schon wieder diese fragestellerei, dabei waer´s mittlerweile schwer an der zeit, vorauszudenken, wer koennte mir helfen, ueber das danach hinaus zu denken, einen vernuenftigen plan zu entwerfen? Aber die franzoesische revolutionszeit hatte womoeglich auch keinen plan, oder er ging abhanden, weil zuviele getoetet werden mussten. Mussten sie? Ich weiss nicht so richtig, mit menschenleben kenne ich mich nicht so gut aus. & die vergangenheit hat gezeigt, dass tote menschen nur tot sind, ihnen ist kein schicksal mehr beschieden, & tote kommen sehr schnell aus der mode.

Das umdenken aber kommt nicht so schnell aus der mode, dafuer moechte ich meinen kleinen beitrag leisten, schon heute.

WIR BITTEN DAS VERSTEHEN ZU ENTSCHULDIGEN


moerder von rechts, moerder von links, moerder aus der mitte links unten, aus reihe zehn, sitz # 61, moerder aus der kueche, moerder aufm klosett – wo fuehrt das denn hin!? sind wir jetzt alle dem tod geweiht? adolfnazis te salutant!?
die scheuklappenregierungen der bundeslaender haben es auf uns abgesehen, ihnen sind wahlen und machterhalt ueberlebens-wichtig. da kann man ruhigen herzens auch die adolfnazis mit in die waehlerschaften einbeziehen, klientel ist klientel. und waehlerstimmen stinken nicht, die rechte ecke ist willkommene stimmenreserve. vielleicht werden diese moerder aus der rechten szene mal irgendwann begnadigt oder sogar freigesprochen, wer weiss.  adolfnazi haette seinen pariser affentanz wieder aufgefuehrt.
waeren sie moerder aus der linken szene, waeren sie laengst schon alle totgeschossen, isoliertinhaftiert, gejagt, skalpiert von den blindzeitungen, diffamiert, kastriert. und das schoene schwarzweiss-schema unserer weimarer-republik-nachfolge-republik waere weiterhin voll in ordnung. es ist alles so schoen leicht durchschaubar, was da in den letzten jahren und jahrzehntchen ablief.

ich habe dieses einseitige politische denken immer verstehen wollen. macchiavelli sei dank, er hat auch bei mir schon seine spuren hinterlassen, der alte supermanager des horrors – aber jetzt ist es an der zeit, sich fuer das verstehen zu entschuldigen. es wird nie wieder vorkommen. nazisein, nazidenken, nazimorde sind verbrechen und sollten auch wie solche geahndet werden, bis in die allerletzte instanz. aber mein „verstehen“ wird wieder einmal durchbrechen bei dem gedanken, dass die npd verboten gehoert. bis jetzt ist noch nix in dieser richtung geschehen. wem waere denn geholfen? sie sind illegal, sie bleiben illegal und sind es immer geblieben, wenns ein bisschen brenzlig fuer sie wurde.

vater gesetzgeber ist noch immer auf dem rechten auge blind. macchiavelli waere stolz auf ihn – die saat geht auf. das mittelalter kehrt wieder. bald wird der kaiser wiederkommen und eine dynastie gruenden, die demokratie wird abgeschafft, die goldmark wieder als waehrungseinheit eingefuehrt. und die macchiavellisten spielen auf zum fruehlingstanz. 

ESSAY ZU EINEM FLUECHTIGEN THEMA


Eitel isses doch, wenn man beachtung sucht & keine bekommt. Oder etwa nicht? Dann bin ich gerne eitel, um es mal so rum auszudruecken. Doch wie ist es mit ihr weiterhin bestellt? Alle eitelkeiten gehen vorueber, ob man das nun will oder nicht. Es kratzt mich fuerchterlich in letzter zeit, wenn ich bei vielen gelegenheiten den so genannten hartz4-ausweis – sprich: das von der arge an mich gerichtete bewilligungsschreiben – vorzeigen soll. Es steigt dann eine unbeschreibbare wut in mir auf, so, als waere ich ein aussaetziger, der freien zutritt in die stadt haben will. Der zweck der ganzen aktion mag gutgemeint & gutgewollt sein, aber es trifft mich jedesmal ein faustschlag mitten ins gesicht. Ich schwoere mir hinterher jedes mal, lieber auf der strasse zu verhungern als diese demuetigungen noch laenger mitzumachen.

Wie waere es denn, als erster verhungerter im saarland in die schlagzeilen zu gelangen? Waere es ueberhaupt den medien eine schlagzeile wert? Drogentote sind allemal interessanter, denn drogen nimmt ein braver buerger nun mal nicht, ausser bier & zigaretten, & verhungern, das tut in deutschland doch niemand! Der staat sorgt doch fuer seine notleidenden buerger.

Ich danke recht schoen. Die tafel wird meine rettung sein. Stolz kann man bekanntlich nicht essen. Gewoehn dich daran, zum gesocks zu gehoeren, zu den „pootcher“, wie es im saarbruecker raum so treffend nichtssagend umschrieben wird. Je nichtssagender ein begriff, desto unbedeutender die personen oder die sachen, die dahinter stecken. Oder sollte ich unrecht haben!?

Mitleidig wird man angeguckt, man zeigt eine gewisse betroffenheit dem betroffenen hartzer gegenueber, ist es nun nur vorgeschoben oder echt, das wird niemand je erfahren, der in dieser situation gelandet ist. Eigentlich muesste es bruchlandung heissen. Gebrochen soll ich sein, den kopf demutsvoll senken, schlurfend & zittrig einher gehen mit ein paar cents in der tasche. Eine wunderbare welt.

BURDETTE BECKS LIVE IM SCHLOESSCHENKELLER


8. september 2011 – jazz im schloesschenkeller blieskastel —–

endlich, die tolle akustik des schlosskellers ist mir immer wieder in angenehmer erinnerung, & was bei einem klassischen konzert wichtig ist, ist es auch bei diesem. was haben die blieskasteler fuer ein glueck, diesen keller zu haben, fuer konzerte & anderweitiges. vergessen wir die bliesgaufesthalle, vergessen wir die orangerie, hier spielt die musik. & die heisst JAZZ! aber wo sind sie abgeblieben, die blieskasteler musikhoerer, ausser einer jungen frau aus ballweiler scheinen wir beide die einzigen einheimischen zu sein. das alte lied, aber sei´s drum! es war ein grossartiges konzert.

 

man siehts den maennern kaum an, aber sie spielten einen heissen funkjazz, der sich gewaschen hatte – & die balladen waren auch nicht zu verachten, „georgia on my mind“ war darunter, in einer wunderbaren version. aber das kennen die blieskasteler bestimmt nicht.
nicht nur ich bin von den spaerlichen besucherzahl enttaeuscht, auch die musiker waren es, wie man unschwer erkennen konnte. aber den anwesenden gefiel die musik, & das ist wahrscheinlich die hauptsache.


VOM RANDE HER GESEHEN


Es grassieren einige krankheiten in unserer gegend – eine davon mag die krankheit an unserer zivilisation sein. Oder wie erklaere ich mir den geburtenrueckgang sonst? Oder nehmen wir nur den klimawandel, ist dieser nicht grund genug, krank zu werden? Wer schuetzt uns vor dem vielen regen & den duerremonaten im letzten fruehling? Wer hat die sonne dazu gebracht, verrueckt zu spielen mit ihren kindern? Weshalb gehen die eisbaeren nicht endlich auf die barrikaden? Ich will keine palmen auf groenland erleben, europa wird dann nur noch eine kleine inselwelt sein, fuerchte ich – & englaender wollte ich niemals sein & werden. & „waterworld“ wird dann eine altehrwuerdige klamotte sein, die sich allerdings bewahrheitet hat, in nicht allzu ferner zukunft. Schande ueber uns!
Wie soll man davon nicht krank werden!?

Was ist los mit unserer welt, sind wir denn alle verrueckt geworden, haben wir nicht schon genug angestellt? Anscheinend nicht, einen planeten haben wir bisher noch nicht zugrunde gerichtet, aber wir arbeiten dran. Die welt war nicht immer so. ein paradies gab´s allerdings nicht & wird´s nie geben, auch in ferner, heiler zukunft nicht. Wer behauptet denn, dass die zukunft schon begonnen hat?! Irgendwelche katapultkoepfe in den siebzigern. Die wollten ja das erleben, was sie sich in ihren koepfen zusammengetraeumt haben. & dann kam auf einmal die grosse enttaeuschung. Ausser herben enttaeuschungen nix gewesen.

Aber schimpfen hilft nichts. Wir sind alle daran beteiligt, alle schuldig an der entwicklung, niemand kommt davon. Aber zuallererst wollen wir mal krank werden, damit wir weiterhin lamentieren koennen. Hoert sich doch gut an, das gezeter, es befreit das schuldgeplagte herz & hirn, es loggt sich ein in das procedere des bevorstehenden untergangs, & dafuer braucht´s nicht mal ein passwort. Die erde ist endlich, sogar die sonne, aber bis zu deren ende werden menschen nicht mehr existieren, doch beim ende der erde habe ich so meine zweifel. Das huhn macht sein frischgelegtes ei kaputt, nicht umgekehrt. Es ist einfach absurd, ich kranke an meinem kranksein. Dabei will ich es nicht, krank sein – Die umgebung nimmt mich nicht wahr, ich persoenlich verliere den sinn fuer die realitaet, & fuer die ueberfluessigen hat das letzte stuendlein bald geschlagen. Pferden gibt man den gnadenschuss, nur wir menschen muessen aushalten, was wir uns eingebrockt haben, bis zum schluss.

SUMMA SUMMARUM – WER SEINE SCHAEFLEIN BITTET IHR SCHERFLEIN BEIZUTRAGEN IST NOCH LANGE KEIN GUTER HIRTE


 

Ensemble Scheldeborn im Garten der mimbacher Pfarrei

JED

ES GEHT AUCH ohne Religion, wie man sieht & hoeren kann, im Garten des Matthias-Claudius-Heims in Mimbach, am gestrigen Sonntag, dem letzten Julitag des Jahres 2011 – & es handelt sich um eine kammermusikalische Darbietung, obwohl im Freien stattfindend, ein reines Vergnuegungs-Event war´s bei weitem nicht, der freiwillge Beitrag eines jeden Zuhoerers dient der Erhaltung & Wiederherstellung der mimbacher Kirchenorgel, einem guten Zweck also. Einem g u t e n Zweck!?

Wurde nicht schon genug georgelt, nicht nur in den Kirchen?
Sei´s drum, die Musik des „Ensemble Scheldeborn“, Axel Weinland, Doris Hertel & Peter Baarß, Gesang, Akkordeon & Gitarre/E-Piano, tat ein uebriges, diesen Sonntagabend zu verschoenern, auf eine eigenwillige heimelige Art & Weise, die man nur mit dem – selbsterfundenen – Begriff „Bliestal-Charme“ umreissen mag. Im Grunde genommen kam ich nur hierher, um aus einer bitterboesen Laune heraus dieses Konzert zu bootleggen, d. h., unerlaubt aufzunehmen & diese Aufnahme in – unerlaubten – Umlauf zu bringen. Das ist das Woelfische an mir, immer zurueckbeissen zu wollen, wenn einem wehgetan wurde, aber mir hat ja keiner von den Anwesenden etwas angetan – pax bliestalensis, wie der Englaender sagt, sollte an solch einem Abend herrschen, & nicht nur um diese Zeit.

Mehrere Male straeubten sich mir die Nackenhaare bei manchen der Songs, der grösste Teil bestand aus Reinhard-Mey-Liedern, angesagt mit wunderschoenen selbstverfassten Texten von Axel Weinland, die nicht nur den Charakter der Lieder wiedergaben, sondern noch weiter ausholten, autobiografisch gefaerbt mitunter, persoenlich & bliestalerisch angehaucht, mit Verlaub – das zweitbeste Vergnuegen an diesem Spaetnachmittag. Soll heissen: nicht nur die Musik Reinhard Mey´s hat zu diesem gelungenen Konzert einiges beigetragen. Ich habe die Gruppe schon mehrere Male in den letzten 15 Monaten gehoert & bewundere ihre Interpretationsmoeglichkeiten dieser Songs, insbesondere durch den Einsatz des Akkordeons,es sind auch etliche Stuecke von Hannes Wader & Konstantin Wecker darunter, die ziemlich bekannt sind, manche schon mit Folksong/Volkslied-Charakter…… Ja, ja, „Heute Hier, Morgen Dort“ hat auch schon laengst seine eigene Gemeinde gefunden, vielleicht so aehnlich wie „Die Lorelei“ von Heinrich Heine. Aber diese Lieder wurden an diesem Abend nicht gesungen.

Die guten Maechte waren ebenfalls vertreten im mimbacher Pfarrgarten, es regnete nicht, aber es gab auch keine sichtbare, waermende Sonne – tat dem Ereignis aber keinen Abbruch, die Leute waren´s zufrieden, es gab guten Wein, weissen, roten & rosefarbenen, Bier & belegte Broetchen, der Rose-Wein war uebrigens hervorragend, vielleicht trug dies auch zum Zauber dieses Konzertes bei, ich konnte keinen Fressfeind in diesen Stunden erblicken, das war sicherlich gut so, denn dieses Dorf ist mir fremd geblieben, obwohl ich ausschliesslich hier die Gegenden unsicher mache mit meiner unruhigen Anwesenheit. Mir froestelte nur im Laufe der Zeit, doch das wiederum kam nur von der unterkuehlten Witterung dieses Tages, der wie ein spaeter Oktobertag daherkam, grau gewandet & kuehl im Geiste.
Eines hat er zusätzlich bei mir bewirkt, ich freue mich naemlich jetzt richtig, dass die Wiederherstellung der Kirchenorgel in absehbarer Zeit moeglich sein wird, ein Stueck Heimatlichkeit mehr, das in meinem alten Herzen Einzug halten duerfte -– dabei werde ich bei dem Begriff „Heimatlichkeit“ bestimmt nicht gefuehlsduselig einbrechen, wie gesagt, die ohnehin schon kraftvolle Alltagsordnung wird nicht nur mich alleine morgen wieder einholen, & dann liegte es an einem jeden, das sonntaegliche Erlebnis noch eine ganze Weile mit sich herumzutragen & zu verarbeiten. Es wird nicht das letzte Ereignis dieser Art in Mimbach sein.

EIN GANZES LEBEN IN DREI MINUTEN


DIE RENTE DROHT MIR MIT DER FAUST – EIN JUNG GEBLIEBENER FREIGEIST, Rudolf Schwarz, ERINNERT SICH

was soll ich schreiberling denn mit einem rentier anfangen!? ach so, das heisst ja RENTE – Reiche ernten notfalls totalen Erfolg – wie konnte ich das denn vergessen? Ja, sie langt zu, die Rente, sie beisst sich allmaehlich fest in meinen gedankengaengen, nur ist sie flach wie eine ueberfahrene flunder, und klein, winzig wie eine bakterie, & sie stinkt mir, denn sie zeigt mir gnadenlos mein leben auf. dieser tage bekam ich einen entsprechenden brief von der deutschen rentenversicherung des saarlandes, ich solle noch ein paar fehlzeiten nachtragen. diese fehlzeiten umfassen fast mein gesamtes schulisches & studentisches Ausbildungsleben. also der allerwichtigste teil meines lebens ueberhaupt, der personalausweis meiner vita, der sahneteil meines curriculum vitae, dort, wo die milch der frommen denkungsart zusammenlaeuft & zu wissen & macht gerinnt, dieses verdammt schoene ausbildungsleben, eigentlich meine jugend, die ich nachholte, & wie, nahm nie ein blatt vor den mund, war immer beruechtigt & unbequem dadurch, wurde belaechelt & ausgelacht, verachtet & missachtet, & ich wurde in dieser zeit zum dichter, nicht zum ausgereiften, aber zum schreiberling mit besonderen sensoren, der dem volk zwar selten aufs maul schaute, aber dennoch die spreu vom weizen unterscheiden konnte.
es interessierte sich bislang kein schwein dafuer, was ich schreibe.
Ca va – zurueck zur rente. einerseits wehre ich mich dagegen, alt zu werden, rente zu erhalten, abgeschoben zu sein – andererseits waere es das beste fuer mich & meine derzeitige situation – endlich weg vom ARGE-Fenster, frei wie ein rentner sein, die sonne geniessen, den morgendlichen schnaps geniessen & schon bald den sarg bestellen. was kann schoener sein auf erden als armer rentner zu werden!?
das jammern ueber die verlorene, verpfuschte jugend hilft nichts, so verpfuscht ist sie nicht, sie ist nur vergangen, der groesste teil meiner lebensspanne mit ihr. ich kann dankbar sein, dass ich noch 3 – 4 sinne beisammen habe, den fuenften & sechsten musste ich leider abgeben, die passen nicht zu mir.
vielleicht erledigt die natur das ganz von alleine, da habe ich eigentlich keine bedenken. woelfe sind in deutschland wieder im kommen, mein haustier, der stadtwolf (aka wolf in the city), der ohne namen, kann es mir bestaetigen. er lauert nur darauf, meine leiche fressen zu koennen, der alte kojote, ich kenne ihn doch. ja, alter citystreuner, du kannst noch ein bisschen warten, noch bin ich ein springinsfeld & schwerenoeter, eine dreckschleuder im gewissensteil meiner mitbuerger, ein tier, das keine dankbarkeit kennt, ein militaerfahrzeug, das keine tankbarkeit sich goennt, & es irgendwo in der prairie liegen bleibt.
Herbert hoert ein HU?! ich hoere bloss ein langes buuuuuuuuh.
ja, die misserfolge sind meine kinder, schon immer gewesen, fruehester jugend an. ich sammelte sie, klebte sie in meine alben, tagebuecher & notizbloecke, sie brannte ich mir unter die haut, mit flambierendem cognac oder absinth.
besser ists, die unnuetzen gewaehren zu lassen, sie haben keine grossen ideen, sind fantasielos, dumm & faul. liebe mitbuerger, ihr habt so recht gehabt mit euren vorurteilen & intrigen, euren ueberheblichkeiten & arroganzen, mir klingeln noch heute die ohren.

BLIESKASTELER SOMMERAKADEMIE 2011 – Fortsetzung


freitag, 15. Juli 2011, abschlussveranstaltung/en in Blieskastel
fuer sich selber & die blieskasteler kulturhungrigen unterwegs:
wolfinthecity & ms. princess lupa.
schauplatz des events: bliesgaufesthalle, Von-der-Leyen-Straße

ploetzlich wirst du wieder jung, denke ich mir beim betreten der festhalle, da stehen sie, die geschminkte jugend, die personifizierte inspiration in gestalt zweier huebscher maedchenfrauen, die wollen die maenner abbuersten, keiner kommt davon, ich muss auf der fussmatte huepfen, damit die rillen sauber werden (die meiner schuhe!).
princess lupa braucht dies nicht ueber sich ergehen zu lassen, sie haelt sich abseits, halb amuesiert, halb misstrauisch, weil ihr verhinderter leitwolf sie mal wieder ausser acht laesst.
´liebe prinzessin, werd´ nicht traurig, es ist doch nur ein spiel mit diesen wunderbaren menschenkindern.´ denke ich schnell. & dann ist sie bereits in der halle verschwunden, kommt wieder zurueck, geht wieder mit mir in die halle, die ist natuerlich schon beinahe voll besetzt, wir bekommen nur noch einen einzelnen sitzplatz.
zu meiner ueberraschung haelt brigitte rinderle, die kulturbeauftragte der stadt blieskastel, so etwas wie eine kleine laudatio auf die initiatorin helge behr sowie auf das zwanzigjaehrige jubilaeum der sommerakademie. ich freue mich jedesmal, sie zu sehen, ist sie doch seit vielen jahren gut bekannt mit meiner lupaprinzessin.
es ist ein geliehener stolz, das weiss ich, aber ich kann ihn jederzeit zurueckgeben, denke ich. den auftakt macht die freie improvisations-theatergruppe, kunterbunt & unglaublich froehlich, die zwei huebschen vom halleneingang sind auch dabei. sie fallen mir immer wieder auf, sie legen eine spielfreude an den tag, den nur junge menschen haben koennen, wenn sie sich austoben duerfen – & die da auf der buehne sind wirklich am toben, es macht richtiggehend spass, ihnen zuzuschauen.

Die Schoenheit des Unbekannten

„lasst sie doch gewaehren, sie sind allesamt ausgeflippt“ haette ich vor vierzig jahren behauptet, aber heute abend finde ich sie auf der buehne ganz gut aufgehoben. sie sind theater, die maedels und jungs da oben, und sie sind es ueberaus lebendig und spassig. ich bin an die absurditaeten des alltags gewoehnt, sie treiben ihre dargestellten emotionen und empfindungen pantomimisch und akustisch (!) auf die spitze, skizzenhaft, schnell und eindringlich. zuhoeren und zusehen gehoert aber unabdingbar dazu, sonst wird´s nix mit dem persoenlichen erlebnis.
meine alte wolfsherde aus den siebziger jahren wuerde gewiss bei deren anblick vor entsetzen reissaus nehmen, aber mich halten diese bewegten klamotten, diese bleich geschminkten gesichter und die toene der schraegen begleitmusik am buehnenrand – und nirgendwo sonst. es tut nicht nur gut, schoene menschen sehen zu koennen, sondern auch fremde gesichter und gesten, ihre kleidung und ihr sprechen zu hoeren – an fremden gesichtern herrscht heute abend in der tat kein mangel, wie gewoehnlich sind blieskasteler besucher hier recht selten. schwamm drueber, denke ich, die werden schon noch kommen.
sie sind richtiggehend ansteckend mit ihrer guten laune, die sie im saal verbreiten. oder wollen sie nur eindruck schinden? wenn ja, dann ist es ihnen bei mir jedenfalls gelungen.

die theaterleute auf der buehne der bliesgaufesthalle

die tanzgruppe faengt spartanisch an, mein erster gedanke: was soll das? weicht dem tohuwabohu da oben auf der buehne, es sieht durchdacht aus und gleichzeitig spontan, vielleicht ist es von beidem etwas, aber das spontane scheint zu ueberwiegen. nach ein paar augenblicken wirds lebendiger als beim theater, die bewegung, alle sind sie in ihren ihnen eigenen bewegungsbildern vertieft, aendern abrupt die szenerie, es wird surreal – 

am schluss ist der choreograph abgehoben, mit hilfe seiner eleven

ich weiss nicht, wer Denise ist, vielleicht die muse der taenzerinnen oder ist es die produzentin oder eine hollywood-regisseurin, wir erfahren ihr taenzerisches geheimnis an diesem abend nicht.
dann ist die luft ploetzlich so schlecht im saal, dass selbst fuer einen zaehen stadtwolf wie mich nur die flucht nach draussen uebrigbleibt. und da sitzen und stehen sie dann, die jungs und maedels, die vor kurzem noch die buehne bevoelkerten, teils abgeschminkt, teils noch ihre kunterbunten fantasiekleider tragend, einschliesslich der weissen schminke. auch prinzessin lupa taucht wieder auf, sie hat sich redlich amuesiert und gefreut ueber das  ganze, nun ist sie auch an die vermeintlich frische luft gelaufen – wir tauschen unsere erfahrungen an diesem abend lediglich durch blicke aus, durch kurze gesten, wir verstehen gut damit umzugehen, das haben wir von den menschen gelernt. meine prinzessin ist erschoepft von den vielen eindruecken der letzten paar stunden, aber gluecklich. sie kann nie genug von der gesellschaft mit menschen bekommen, sie findet sie ueberaus interessant und anziehend. ja, ich muss ihr heute abend, wenn auch widerstrebend, beipflichten, das geschaute war es wohl wert. und ausserdem bin ich in woelfischer fotografierlaune, immer noch, ich knipse alles, was mir vor die linse geraet. aber nur, was mir im augenblick gefaellt.

die schoensten fotos dieses abends sind nicht gemacht worden, sondern mussten im gedaechtnis steckenbleiben …………. aber das ist ein anderes blieskasteler kapitel, vielleicht werde ich es an dieser stelle spaeter einmal aufgreifen.