WOLF IN THE CITY # 23 – Fahrt ins Blaue


Der einsame wolf kennt seine schaefchen nicht mehr wieder, wie sollte er auch, die, die er noch nicht gefressen hat, verstecken sich vor ihm, & die gefressenen liegen ihm noch lange im magen, so dass er sich wuenschte, sie nie gefressen zu haben.

Doch von irgendwas muss ich ja leben.

Das ganze land driftet mir unter den fuessen weg wie eisschollen, & ich weiss nicht, wohin die reise gehen soll. Nun ja, wenn die eisscholle, auf der ich stehe, immer kleiner wird, kann das meine neugier dennoch nicht schmaelern. Bin gespannt, was danach kommt. Es kann eigentlich nur besser werden. Das sagten sich die sieben geisslein auch, als sie den grossen, boesen wolf in den brunnen geworfen hatten. & was ist aus ihnen geworden!? Die brueder Grimm moegen es wissen.

Bruder Isegrim, der alte Stadtwolf, weiss es nicht.

Mein land ist vernachlaessigt, & im grunde genommen ist es gar nicht mehr mein land. Aber es kann diese vernachlaessigung nicht verleugnen. Ich mag nicht daran schuld sein, aber wer ist es sonst? Ich dachte, mein revier ist klar abgesteckt, konkurrenten koennte ich verbeissen & wegjagen – Doch es kommt immer anders, als man denkt. Die natur ist im widerspruch zu mir. Sie will etwas, was ich partout nicht moechte. Hier in meinem dorf, in dem ich zuflucht gefunden habe, steht die zeit still. Nur die menschen veraendern sich, es ist entsetzlich zu beobachten, wie sie sich veraendern. Die eigenarten meiner art bleiben mir treu, aber wenn ich mich unter menschen begebe, muss ich aufpassen, dass ich nicht zu sehr auffalle, man merkt mir meinen woelfischen charakter viel zu leicht an. Oder spuere ich bloss das aufkeimende misstrauen derjenigen, die etwas zu verbergen haben? Ich habe ja auch etwas zu verbergen: man soll nicht sehen, dass auch ich ein mensch bin, man soll aber auch nicht sehen koennen, was ich wirklich bin: ein mystisches biest, geradewegs aus den mythenkaefigen unserer altvorderen entwichen, es kann nicht sein, was nicht sein darf! Es darf niemand andersartig sein unter so viel gleichgesinnten …………

Mensch kann ich sein, wenn ich will. Ich will es nur immer seltener. In letzter zeit fahre ich gut damit. Frueher hat man es mir immer vorgeschrieben, mensch nach einer gewissen facon zu sein, man empfand es als tugendhafte gnade, mir das beibringen zu wollen. Ihre starken, ueberstarken worte haben sie mir eingetrichtert, mit aller gewalt. Auf diese art muss die wueste Gobi in mir entstanden sein. Anders kann ich es mir nicht erklaeren. Ist aber nichts schlechtes, die wueste Gobi in mir zu wissen, das altaigebirge, aus dem ich stamme, ist von dieser wueste nicht allzu weit entfernt, Europa ist viel weiter weg. & ich war mir nie sicher, ob Westeuropa meine eigentliche heimat ist.

WIR BITTEN DAS VERSTEHEN ZU ENTSCHULDIGEN


moerder von rechts, moerder von links, moerder aus der mitte links unten, aus reihe zehn, sitz # 61, moerder aus der kueche, moerder aufm klosett – wo fuehrt das denn hin!? sind wir jetzt alle dem tod geweiht? adolfnazis te salutant!?
die scheuklappenregierungen der bundeslaender haben es auf uns abgesehen, ihnen sind wahlen und machterhalt ueberlebens-wichtig. da kann man ruhigen herzens auch die adolfnazis mit in die waehlerschaften einbeziehen, klientel ist klientel. und waehlerstimmen stinken nicht, die rechte ecke ist willkommene stimmenreserve. vielleicht werden diese moerder aus der rechten szene mal irgendwann begnadigt oder sogar freigesprochen, wer weiss.  adolfnazi haette seinen pariser affentanz wieder aufgefuehrt.
waeren sie moerder aus der linken szene, waeren sie laengst schon alle totgeschossen, isoliertinhaftiert, gejagt, skalpiert von den blindzeitungen, diffamiert, kastriert. und das schoene schwarzweiss-schema unserer weimarer-republik-nachfolge-republik waere weiterhin voll in ordnung. es ist alles so schoen leicht durchschaubar, was da in den letzten jahren und jahrzehntchen ablief.

ich habe dieses einseitige politische denken immer verstehen wollen. macchiavelli sei dank, er hat auch bei mir schon seine spuren hinterlassen, der alte supermanager des horrors – aber jetzt ist es an der zeit, sich fuer das verstehen zu entschuldigen. es wird nie wieder vorkommen. nazisein, nazidenken, nazimorde sind verbrechen und sollten auch wie solche geahndet werden, bis in die allerletzte instanz. aber mein „verstehen“ wird wieder einmal durchbrechen bei dem gedanken, dass die npd verboten gehoert. bis jetzt ist noch nix in dieser richtung geschehen. wem waere denn geholfen? sie sind illegal, sie bleiben illegal und sind es immer geblieben, wenns ein bisschen brenzlig fuer sie wurde.

vater gesetzgeber ist noch immer auf dem rechten auge blind. macchiavelli waere stolz auf ihn – die saat geht auf. das mittelalter kehrt wieder. bald wird der kaiser wiederkommen und eine dynastie gruenden, die demokratie wird abgeschafft, die goldmark wieder als waehrungseinheit eingefuehrt. und die macchiavellisten spielen auf zum fruehlingstanz. 

EUER SCHWEIGEN VERRAET EUCH


Es gibt nichts, worueber ich diskutieren koennte mit meinen freunden – denn ich habe keine mehr. Das ist schon seit einiger zeit von mir bemerkt worden. Also, was bleibt zu tun? Reflektieren darueber, wie es soweit kommen konnte? Ich hatte nur wenige, die ich freund nennen konnte, seit der fruehesten jugend. Die zaehlt nicht weiter, weil sie eben nur ein erster abschnitt im leben ist. Jugend vergeht & damit auch die vorstellungen & wuensche & interessen, die man in dieser zeit hat. Als mittelalter mann hat man nicht viel zu verlieren, nur zu gewinnen, da ist es meistens, wie in meinem fall, zu spaet. Es gab mal eine zeit, da klammerte ich mich regelrecht an meine erinnerungen, sie waren, wie ich zu sagen pflegte, nicht vergangen, nur, weil sie immer noch in meinem kopf so stark praesent waren. Dabei war ich von mir unbemerkt heillos ins hintertreffen geraten. Manche wuerden sagen, dieser rs/ps (ps ist mein pseudonym philipp sutaio) hat sie nicht mehr alle, er war schon immer ´ne wanderratte, die die pest ins dorf gebracht hat.
heute laechle ich darueber, damals haette ich wochenlang darueber nachgedacht, bis mir der kopf gequalmt haette. Es ist leicht, unbeliebt zu sein. & ich habe es mir wahrlich leicht gemacht, mir feinde zu suchen & sie auch noch zu finden. Freunde wandelten sich in feinde, die mir schlechtes wollten, bis zum heutigen tag. Es ist nur so, dass ich dieses denken geradezu abgestossen habe, es beruehrt mich nicht weiter, dieser platz war einmal ausgefuellt in meinem kopf – aber nun ist er leer. Wie konnte das passieren?!
Ich habe aufgehoert, nach antworten zu suchen, basta. Geht mir dadurch besser, kaum zu glauben, aber wahr. Meine ehemaligen freunde & kumpane schweigen, sie halten hinterm berg, sie behandeln meine wenigen worte, die ich an sie richte, als waeren sie luft. Sie ignorieren das, was ich sage oder tue.

Nun gut. Sollen sie es tun. Ich werde niemanden daran hindern. Die schmerzen, die ich dabei empfinde, sie gehoeren alleine mir. Ich bin niemandem gram deswegen, meine beste zeit ist vorueber. Den spass habe ich manchmal als solchen auch empfunden, & es war stets ein geschenk fuer mich. & mit der gleichen post bekam ich auch noch den unausweichlichen daempfer fuer meine freude oder schadenfreude geliefert. Wenn es kein verstehen gibt, gibt es auch keine missverstaendnisse. Es lebe das vorurteil. Damit ist leichter zu leben oder sogar zu ueber-leben.

Immer weniger empfinde ich hass oder abneigung, eine grosse abgeklaerte gleichgueltigkeit meiner doerflichen zeitgenossen gegenueber bemaechtigt sich meiner, ich wehre mich nicht dagegen. Dass soll nicht heissen, dass mir leute egal sind, sie sind es keineswegs – nur die gedanken an sie schalte ich weitgehend aus. Sie werden es mir danken, denn es sind auch schlechte gedanken darunter, & zwar reichlich.
Die waagschale hat sich eben nur zu meinen ungunsten verschoben, & ich muss zusehen, wie ich da wieder herauskomme. Hat sie sich nicht schon immer zu meinen ungunsten verschoben!? Seit meinem sechzehnten lebensjahr geht es kontinuierlich abwaerts mit mir. Ist das nicht zum totlachen?
Wenn man, so wie ich, sein eigenes leben derart reduziert, kann einem nicht mehr viel zustossen. Selbst taeglich empfangene erniedrigungen koennen einem dann nicht mehr viel anhaben. Sie sind nur noch unbedeutende fussnoten im buch meines daseins. & mit Charles Darwin hat das beileibe nichts zu tun.

WOLF IN THE CITY # 22 – KEIN TAG WIE BISHER


Der stadtwolf wird grau – sechstausend jahre auf dieser erde hinterlassen ihre spuren, wohlgemerkt, dies ist mein gefuehltes alter, als wolf, als ehemaliger leitwolf, als gegenwaertiger, in seiner rolle gefangener – verarmter – mensch, der beobachtend & kommentierend in seiner selbst gewaehlten heimatstadt umherstreunt – ich war lange abwesend, hat das jemand bemerkt? Dabei war ich gar nicht so weit entfernt, nur einen mausklick im internet.

Was ist geschehen seit dem letzten september!?

Diese frage stelle ich mir immer wieder selber – nur so viel: meine schleichenden beobachtungsgaenge sind seltener geworden. Also ist die erlebnisarmut vorprogrammiert. Es ist schade, aber nicht zu aendern – blieskastel city daemmert vor sich hin, meine sensationslust hat sich gewandelt, seit ich nicht mehr bei diesem „verein“ bin. Sprich: meine frustration ist auf einem tiefpunkt angelangt. Ehrenbuerger dieser stadt wollte ich sowieso nie werden. Hat auch keiner vor.

Fast jeder der vergangenen tage seit meinem letzten juengsten blogbeitrag sind anders gewesen als alles, was ich bisher erlebt habe. Es ist ziemlich duester geworden um mich, princess lupa ist wie immer eine launische diva, andere mit-woelfe sind aus meinem herdenkreis ausgeschert & suchen ihr heil in geheimnisvollen machenschaften, die sie mir nicht mitteilen, weder auf der strasse, noch in der wildnis. Ich bin ihnen unheimlich geworden, weil ich schon so lange auf der erde umherstreife – das haben sie inzwischen kapiert & versuchen, mir aus dem weg zu gehen.

Sollen sie. Das macht die sache spannend.

Obschon ich fuer meine mitwoelfe uninteressant geworden bin, werde ich noch immer da sein & ihnen auf die finger schauen. & sollten sie, wie ich es tue, menschengestalt annehmen, so werde ich es nur noch intensiver tun. War vielleicht verkehrt, sie frueher nur als wolf anzusehen, als mitbewohner meiner zwischenwelt. Aber die tage seit dem letzten september haben mich umdenken lassen, in zukunft werde ich als wolf mich nur noch mehr tarnen, um noch besser beobachten zu koennen.