1__es ist ein schauderhafter sommer – fehlt nur noch, dass eisschollen auf dem nahen fluss schwimmen. & hier, tief in mir drin, sind sie bereits vorhanden, die eisschollen meiner seele. sie knistern auf meiner haut, sind knackig kalt. sie flüstern mit mir, jede nacht & sogar am tag. sie wollen etwas von mir.
was käme dieser periode in meinem dasein gleich? ich habe jedenfalls keine ahnung. diese zeit ist unvergleichlich. nicht einmal mit einem gefängnisaufenthalt ist sie zu vergleichen (das schlimmste, was mir passieren könnte, nach einem totschlag).
also, was ist los?
ohne mitleid erwecken zu wollen: ich bin am ende meines weges angelangt. anders kann & will ich´s nicht ausdrücken. noch einmal: ich will kein mitleid!
noch immer suche ich nach worten, die beschreiben können, was mir derzeit passiert. die zeit meines befristeten arbeitsvertrages ist bald abgelaufen, am 30. november 2010 – dann kommt wieder & endgültig hartz iv – mein ganz persönlicher supergau. schluss. aus. 7 vorbei & 8 verweht.
2__ montag um montag, dienstag um dienstag, undsoweiter, könnte hier das gleiche stehen, steht es ja auch, warten, warten, warten. bin ich godot oder bin ich estragon!?
den namen des anderen landstreichers habe ich leider vergessen, beckett war nie so mein ding. viel lieber wäre ich der landstreicher in bob dylans song „the drifter´s escape“, der kann nämlich fliehen. wohin sagt er natürlich nicht, aber er hat endlich einen ausweg aus seiner notlage gefunden.
eine flucht kommt leider für mich nicht in frage.
eher kommt die infragestellung meiner person in frage. war das nicht schon immer der fall? seit den ersten tagen meines räudigen berufslebens bin ich im soll bei meinen mitmenschen, den eltern, kollegen, chefs, übergebenen, oberbefehlshabern & regimentsführern – wo ich nach meiner meinung überhaupt nichts zu suchen habe. aber ist es nicht seltsam, ich wurde nie nach meiner meinung gefragt, wurde nie angehört, wenn ich mit einem „vergehen“ beschuldigt wurde, das ich nicht begangen hatte. wenn sie geahnt hätten, mit welchen vergehen ich mich bei ihnen schuldig gemacht hatte!
also, ich habe auch dreck am stecken, kann mich nicht davonschleichen, muss es wohl ausbügeln.
seit diesen tagen bezeichne ich mich als nomade, einer, der ohne wirkliche heimat ist, der himmel über ihm ist sie wohl oder das schlagende herz in seiner brust. aber er wird nie so heimisch in der welt, wie es die übrigen tun, die zu seiner zeit geboren wurden.
ist dies schon ein zeichen für wertlosigkeit? mit anzeichen dieser art wurde ich schon zeit meines lebens konfrontiert. & ich hasse sie. ich suche nach wegen & auswegen, wo andere den pfad der tugenden eingeschlagen haben, schon ganz früh – heute bin ich weiterhin nomade, und ich bin´s gern. denn die nomaden sterben aus, der mensch ist endgültig sesshaft geworden, & das wird ihm letztendlich das genick brechen.
3__ subversive promiskuität – ist dies eine revolutionäre hure oder eine verhurte revolution?? manchmal staune ich über meine eigene fragestellung. wo soll denn eine revolution herkommen? & warum ist sie dann gleich so verdorben? ist revolution nicht eine veridealisierung der zukunft?
die zeichen stehen dafür jedenfalls schlecht. die armen gehen zu grunde & die reichen vermehren sich, die kriege nehmen zu & die demokratien nehmen ab. der hunger nimmt zu (haha, welch ein schöner widerspruch!) & die reichen bekommen keinen kaviar mehr.
& beim kokain soll´s ebenfalls schon engpässe in der beschaffung geben. welch eine arme, arme welt!
war das alles notwendig? könnten die grossmächte nicht einfach wieder zur tagesordnung übergehen & kultur schaffen & kulturen erhalten, nach deren gusto? es scheint nicht möglich zu sein, selbst im land der unbegrenzten möglichkeiten nicht.
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