WOLF IN THE CITY # 20 – ES IST SOWEIT


EIGENTLICH sind es glueckstage: meine verwandtschaftlichen feinde sterben weg. eigentlich. sie fanden fuer sich ihre letzte ruhe & ihren frieden mit der welt, ich werde ihn nicht finden, im gegenteil. so oft ich das grab meiner eltern aufsuchen werde, die uebrigens ganz & gar nichts woelfisches an sich hatten, werden die anderen schon da sein, mit ihren knoechrigen fingern auf mich zeigen & mich anklagen, so, wie sie es zu lebzeiten auch taten.
so schoen koennen friedhoefe sein. eigentlich sind jene orte der letzten instanz des menschlichen daseins fremd fuer mich & andere woelfe in den staedten, ja, gerade fuer einen solchen in der stadt, muss ich betonen, wir haben dort im grunde genommen nichts zu suchen, wo die menschliche sucherei & neugier aufhoert zu existieren.
aber wir woelfe halten uns an keine vertraege, wir sind an nichts & niemanden gebunden, es braucht keine zuchtmethode, um unsere art erhalten zu koennen, wir genuegen uns selbst.
aber – wer waren diese toten im leben? einst ueberschritten sie eine grenze: sie demuetigten mich & andere lebewesen, dabei zeigten sie fuer einen winzigen moment ihr einziges, wahres gesicht, genau diesen wesentlichen moment vermoegen wir woelfe wahrzunehmen & aufzugreifen. die maske ist dann gefallen fuer immer, & es kommt die wahre, haessliche fratze des menschen darunter hervor. heisst es nicht haeufig: „Der mensch ist des menschen wolf.“?
dann ist es soweit, die grenze ist ueberschritten, die trennlinie zwischen wahrhaftigkeit & verlogenheit, zwischen wein & wasser – die goetter der menschen moegen ihnen allen verzeihen. meine goetter werden nur eines tun: lachen.
sie lachen auch mich aus, & das ist eigentlich ganz gut. sollen sie lachen. es gibt kein verzeihen, & ich erwarte auch keines, weder von den goettern noch von den menschen. es gibt aber ein vergessen nach dem tode. & dieses vergessen ist fuer die lebenden gedacht.
wir woelfe wissen nicht, wo unsere knochen dereinst vermodern werden, & es ist im grunde genommen auch egal, die menschen sorgen sich darum, sie aengstigen sich, was nach ihrem tod mit ihnen geschieht. sollen sie ruhig, die feindseligkeit soll ihre geringste sorge sein.

Ein blieskasteler sommer geht zu ende – oder: wie irrtuemer entstehen & zu ende gedacht werden koennen


 
Grand Hotel Tivoli im Januar 2010

 

was geschieht, wenn eine persoenlichkeit des oeffentlichen lebens stirbt? die welt geht unter, die voegel koennen vor gram nicht weitersingen? die kirchenglocken schweigen, in der blies schwimmen kleine stueckchen trauerflor?
nichts geschieht von alledem, ein halber oder ein ganzer staatsakt stehen auf dem festprogramm, weiter nichts.
was geschieht, wenn der sommer geht, leise & verstohlen, kaum spuerbar, auf den wassern der blies liegen erste gelbe blaetter beinahe regungslos, leichenstill – wie´s der herbst so will. selbst die enten sind verstummt. es liegt nicht an den bauarbeiten zum neuen kreisel, bestimmt nicht, es liegt nicht am vermummungsverbot an halloween, es liegt an der tatsache, dass das hotel tivoli verschwunden ist. frueher war es einmal das –       d   a   s    !    – grand hotel im grossraum blieskastel, wo sich die spitzenleute deutschlands & europas die klinke in die hand gaben, wurde es vor einiger zeit zu einem schatten seiner selbst – & heute ist es vom erdboden verschluckt worden. vor dreissig jahren bildete es noch den hauptbestandteil der skyline von blieskastel – heute ist es nicht einmal eine erwaehnung in den blieskasteler nachrichten wert.
der sommer in blieskastel geht auf leisen sohlen, auf sehr leisen.
kulturell, staedtekulturell, von architektonisch grosser attraktivitaet, schafften es seine besitzer seit dem jahre 1975, das hotel herunterkommen zu lassen, es diente am schluss als absteige fuer penner, katzen & graffiti-kuenstler, die ueber das „silke-ich-liebe-dich“-stadium nicht hinauskamen. aber warum sollte ein graf wie fiti sich dort auch laengere zeit aufhalten, wenn der service & der luxus des hotels den bach runtergingen!?
statt birne helene in seinen glanzeiten gab es ab januar diesen jahres die abrissbirne, auch zur mittagszeit, zum dessert. schoene neue welt. dabei sagten besucher & einheimische über das grandhotel, es waere ein echter hammer fuer diese gegend. aber der blaue himmel mag gleichgueltig dreinschauen, diese glanzzeiten sind vorbei.
es erlebte seine glanzzeit in den fuenfziger jahren des vorigen jahrhunderts. diese galante zeit nach dem krieg bildete die keimzelle fuer die darauffolgenden unruhigen jahre der wilden sechziger, sie gingen auch an blieskastel nicht vorüber. was fuer heutige zeitgenossen outrageous waere, damals war es hoechst raffinierte bohemienkultur eines wohlhabenden buergertums, das seinen hauptsitz nicht nur in webenheim, dem nachbarort, hatte, sondern ebenso sehr in diesem hauptort im saarlaendischen bliestal.
in den siebzigern wurde es zunehmend ruhiger mit dem hotelleben – die prominenz blieb aus mit den jahren, doch war es ein schleichender prozess.
& nun kommt der hammer, ist bereits gekommen. wo frueher die suiten sich aussbreiteten für die illustren gaeste in der stadt stehen heutzutage die loecher in der luft, wackelig, baufaellig, hohl & dunkel. genauso, wie die vielen zaungaeste beim abriss loecher in die luft starrten, vielleicht ein abbild dessen, was sie in jenen februar- & maerztagen bereits vorhersahen!? absperrgitter ragen wie gerasterte haizaehne vor dem auge des betrachters auf, loecher in der erde, am berghang, glotzen mit totenschaedelaugen in die gegend, die vegetation ist nahezu ausgemerzt, selbst junge birken wuchsen in den leeren augenhoehlen der glaslosen fenster, die,  eingedrueckt von wind & wetter & den gezeiten der jahreslaeufte, sich dunkel abhoben von den grauen, verwaschenen aussenwaenden. warum nur musste blieskastel den niedergang dieses grossartigen hotels erleben, konnte es nicht gerettet werden, so, wie karstadt gerettet wurde?! anscheinend nicht, hotels bringen der bundesrepublik nicht genügend steuern, seitdem die mehrwertsteuerabgaben für das hotelgewerbe halbiert wurden. aber nach dem fortbestand der staedtischen kultur, die so ueberaus wichtig ist, fragt keiner.
 dabei waere ein hotel, ein gutes, in blieskastel mehr als vonnoeten.     

    

kritische stimmen meinen, ein projekt wie das grand hotel tivoli wäre ´kalter kaffee´, doch dem mag ich einfach nicht zustimmen. schliesslich tat das hotel in seiner aufragenden gestalt ein uebriges zu dem romantischen stadtbild von blieskastel. & der satz ist wahr: dort wo grau vorherrscht, ist auch grau drin. doch: ein altersheim sollte das hotel niemals sein. dann lieber einen abriss veranstalten, der sich ueberdies auch noch sehen lassen kann. so geschehen im jahre 2010, wie man weiss. & die fotos sprechen fuer sich, wie zu sehen ist.
kritische, ja, vernichtend kritische stimmen ueber dieses noble grand hotel konnte ich bisher nicht vernehmen, dabei sollte man immer ein offenes ohr fuer solche tendenzen haben. es ist zu schade, dass eine glorreiche aera nun zu ende gehen soll, mit diesem sommer. weshalb sind die sommerenden in blieskastel nur immer so traurig? gibt es hier keine alternativen?
   

Hiermit erklaere ich meine solidaritaet mit den erbsenzaehlern!


meine sehr verehrten damen & herren,          

                                                                                                 ich begruesse sie recht herzlich zu unserer dreitaegigen tagung in blieskastel & wuensche ihnen einen angenehmen aufenthalt in dieser,  fuer unsere zwecke ueberaus geeigneten & adaequaten stadt, die in unvergleichlicher weise diesen unseren status in der ganzen welt vertritt. wir, die vereinigung der gesamtdeutschen erbsenzaehler-innung aus blieskastel, haben diese tagung anberaumt, um der welt & insbesondere deutschland zu zeigen, dass wir sehr wohl dazu faehig sind, die kleinbuergerliche politik unserer regierung in berlin der unseren gleichzusetzen, wenn nicht sogar zu uebertreffen.
lassen sie mich als naechstes die delegationen begruessen, die sich, wie wir alle wissen, zum gelingen unserer anberaumten ziele vorgenommen haben, keinen augenblick unversucht lassen, ihre arbeit & die damit verbundenen eigenschaften zu vertiefen, auszuweiten & oeffentlich zu machen. dafuer werden wir ihnen ueberaus dankbar sein.
diese delegationen waeren:
 
    
  •  die vertreter der erbschleicher, duckmaeuser & nassauer, saarbruecken,
  • die vereinigung der vertriebenen veteranen des vatikans, valencia,
  • die lobbyisten der einaeugigen esoteriker, eutin,
  • die garantengruppe der geriatrischen grieskraemer, garmisch-partenkirchen
  • die partei der parteilosen pensionaere aus pirmasens.

  ich heisse sie hiermit alle willkommen in unserer schoenen stadt & wuensche einen angenehmen aufenthalt.      wir, die innung der gesamtdeutschen erbsenzaehler  haben es uns zur aufgabe gemacht, nicht nur die gesammelten fruechte unserer langjaehrigen arbeit, also die erbsen, zu zaehlen, sondern auch zu sammeln. die forschungsergebnisse von ungefaehr zehn jahren zeitigten ein vorgehen, das in einen allgemeinen & allumfassenden umriss muenden sollte. eine so genannte enzyklopaedie, die in insgesamt vierundzwanzig grossformatigen baenden (jeder band circa eintausenddreihundert seiten, mit ledereinband, goldschnitt, lesebaendchen , exlibri & persoenlicher widmung des vorstandes), ist geplant & wird in den folgenden 120 jahren veroeffentlich. 
 
zu unserer arbeit kommen noch die forschungsergebnisse, der unserer gesellschaft untergeordneten arbeitskreise der haarspalter, torfkoeppe, laubsammler & leimsieder, deren arbeiten allesamt irgendwie verwandt mit unserer innung sind  – & ebenso beliebt & in der  bevoelkerung & wohlgelitten.        

 diese beliebtheit ist auch der grund, wofuer wir taetig geworden sind, unsere langjaehrigen forschungen haben gezeigt, dass es auf dem gebiet des wissenschaftlich-buerokratischen nutzen-aufwand-modells noch vieles unbekannt ist & eruiert werden kann – & soll.
meine sehr verehrten damen & herren, es ist an der zeit, einmal hervorzuheben, wie wichtig sich dieser unser faktor in der deutschen gesellschaft & wirtschaft zu erkennen gibt, & die nachfrage nach uns ist immens & wird es in den kommenden jahren ebenso bleiben.
    

die hauptaufgabe des erbsenzaehlens ist & bleibt weiterhin die buerokratische tendenz des papierbezogenen abklopfens von mehr oder weniger angenehmen umstaenden, die der aussenstehende gemeinhin nicht versteht – & auch nicht verstehen soll. bitte haben sie verstaendnis dafuer, dass an dieser stelle nicht naeher auf diesen aspekt eingegangen werden kann.
des weiteren besteht sie darin, & darin werden sie mir sicher recht geben, der oeffentlichkeit aufzuzeigen, wie wichtig unsere arbeit & – mehr noch – die damit betrauten kolleg/inn/en fuer diese arbeiten sind. niemand traut sich heute von der hand zu weisen, dass erst die autoritaet & buerokratische kompetenz unserer kollegen es  ermoeglicht, vom eigentlichen sinn dieser arbeit zu sprechen. & darin liegt der alleinige sinn begraben: erbsenzaehlen gehoert zum wichtigsten akt des zaehlens schlechthin – wer will das heute noch bestreiten wollen!? die erbsen etwa?
meine damen &   herren, in diesem sinne sollen die drei tage gebettet & wohl aufgehoben sein, ebenso sie alle, wie sie hier sitzen. ich wuensche nochmals einen angenehmen aufenthalt in unserer schoenen & fuer dieses thema wie geschaffenen stadt, haben sie eine gute zeit & geniessen sie jede erbse – aeh – jede minute ihres besuches. ich danke ihnen fuers zuhoeren.

Interview mit Frau Doktor Kratzberger von der ARGE in H………/Saar


„Fiktion soll unterhalten, nicht die Wahrheit sagen.“ (Karl Napp, Erfinder der brotlosen Brotsuppe, 1799 – 1901)

Frau Doktor Ingrid Kratzberger *), hier kurz DRIK genannt, die stellvertretende Leiterin der ARGE Homburg, sitzt mir gegenüber und ist an diesem Morgen einfach nur charmant. Ihre stechenden grauen Augen passen gut zu ihrer überaus straff sitzenden Offiziersuniform. Lässig baumeln an ihrer rechten und linken Hüfte Schlagstock und Maschinenpistole.
Obwohl das Thema, das ich mit ihr behandeln will, weniger charmant ausfällt. Mein Name ist Philipp Sutaio, abgekürzt in diesem Interview mit „S“. Ich bin Journalist in eigener Sache & frei schaffend seit 1999.

Nachstehend das Interview vom  26. Juli 2010:
DRIK: Für wen schreiben Sie eigentlich, Sie haben sich gar nicht vorgestellt!?
S: Nun, ich bin ein indianischer Journalist vom Volk der Tsistsistas aus Casper, Wyoming, und ….. Ääh, darf ich die Fragen jetzt stellen?
DRIK: Fragen Sie nur. (Sie bläst nachlässig Zigarillorauch in die Luft, ihr Büro ist zugequalmt).
S: Was ist Ihrer Meinung nach ein so genannter HartzVierer?
DRIK: Adel verzichtet. Aber ganz im Ernst, eine solche Frage habe ich mir selbst noch gar nicht gestellt. Wir bearbeiten hier nur Anträge auf Hartz IV. Ist das etwa eine neue Hunderasse?
S: Wenn sie so wollen. Sie gehören zur Art der armen Hunde. Schon davon gehört?
DRIK: Nein.
S: Haben Sie nie gehört, dass die Deutschen immer ärmer werden, dass die Kluft zwischen Arm & Reich seit der Einführung von Hartz Vier immer grösser wird ?
DRIK: Wenn sie kein Geld für Brot haben, sollen sie halt Kuchen essen. 
S: Frau Dr. Kratzberger, dieses Argument habe ich schon einmal gelesen – Es stammt von Ludwig XVI., warum wollen Sie dieses wiederholen? Sind die Zeiten wieder so erbärmlich geworden?
DRIK: Sicher, aber das kratzt mich nicht im geringsten.
S: Wie würden Sie Ihre jetzige Arbeit selber beurteilen, sind Sie erfolgreich in Ihren Methoden,  die Arbeitslosigkeit zu verringern oder sehen Sie die Projekte als gescheitert an?
DRIK: Wir sind überaus erfolgreich, das kann ich mit Fug & Recht behaupten. Niemand muckt hier auf. Alle können tun & lassen, was ich ihnen sage. & die Untergebenen, äh, die Kunden, die sind dankbar bis ins letzte Glied. Wenn´s dann noch heil ist …..
S: Was müsste Ihrer Meinung nach an dem Handling von Hartz 4 verbessert werden?
DRIK: Es müssten viel mehr kompetente Mitarbeiter dabei sein, die engagierter an die Sache herangingen. Das wünsche ich mir.
S: & weshalb wird es nicht verwirklicht hier in der Stadt H …..?
DRIK: Es kann jeder tun & lassen, wie ich es sage.
S: Wie sieht die Betreuung & Vermittlung ihrer „Kunden“ aus, mit welchem Erfolg rechnen Sie dabei in diesem Jahr?
DRIK: Nun, da draussen im Arbeitslager ist alles ruhig – Wenn Sie wissen, was ich meine. Der Letzte, der protestieren wollte, ist leider nicht mehr hier.
S: Hat er eine Arbeitsstelle bekommen?
DRIK: Nein, mit dem wurde nur noch intensiver gearbeitet. Eigentlich bedauernswert, die Leute halten einfach nichts mehr aus.
S: Warum tragen Sie eigentlich Waffen?
DRIK: Weil ich mich sonst nackt fühlen würde. Wissen Sie, das stammt noch aus meiner Zeit bei der CIA, da war ich als Terminator tätig in ……
S: Frau Dr. Kratzberger, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

 

 

 

 

 

 

*) – das Interview fand nie statt & wird es auch nicht in Zukunft, alles ist nur fake – allein hartz Vier ist nicht geschwindelt, sondern knallharte ungerechte deutschland-realitaet!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Verschwörer, aufgepasst!


Verschwörer aller Länder aufgepasst!
Schwört, dass ihr bei der Wahrheit bleibt, wenn ihr Verschwörungstheorien aufstellt & verbreitet. Leistet euren Rütlischwur mit geöffnetem Herzen, ehrlich, sinnfrei, ohne Gedanken & ohne Verstand. Ich bitte euch von ganzem Herzen darum, die Zeitläufte verlangen es. In fast jeder Ära gab es euch, darauf könnt ihr stolz sein. Jedes staatliche Geheimnis provoziert ein Gegengeheimnis, das ist ein Gesetz (von wem erfunden weiss ich nicht), also, bitte, haltet euch auch zukünftig daran. Le monde ridicule wird es euch fürderhin danken, denn sie hat euch ihre Existenzgrundlage zu verdanken. & falls ihr der Meinung seid, euch würden die Ideen ausgehen, hier noch einige Vorschläge, wie zukünftige Verschwörungstheorien ausschauen könnten:

– die USA gehen pleite, weil McDonald´s statt Rindfleisch künstlich geräucherten Tofuquark verwendet.
– Eva Hermann mit Ausserirdischen in Verbindung steht.
– Deutschland den 3. Weltkrieg provoziert, weil es an den beiden vorangegangenen immer noch nicht kaputtgegangen ist.
– der Mars in circa 2 Jahren auf die Erde stürzen wird, weil dieser keinen sinn im kriegeanzetteln sieht.
– Frankreich & die bundesdeutsche Regierung produzieren keinen Käse mehr (dies wäre wirklich (!!!) eine Katastrophe. Wer hat dies heraufbeschworen? Wenn ich den erwische!!!!!).
– die Loveparade in Wahrheit eine Hateparade ist, vor allen anderen angeführt von Dieter Thomas Heck.
– Präsident Obama in Wahrheit ein traditioneller Indianer ist, der seine Skalpsammung dem Smithsonian Institute vermachen will.
– Kuba eine getarnte Bohrinsel der Engländer ist.

Es gäbe noch weitere Verschwörungen heraufzubeschwören, darauf leiste ich jeden Meineid. Wisst ihr eigentlich, warum es „Meineid“ heisst? Weil es nicht eurer ist.

diary 2_26.07.2010


Mein Betreuer vom Landkreis war heute bei mir. Er hatte keine guten und keine schlechten Nachrichten für mich, ich konnte ihm auch nur den status quo der letzten Wochen und Monate berichten – lang ist der Weg durch die Hoffnungslosigkeit. Er will mir Mut machen, aber ihm wird es nicht gelingen. Es gibt keinen Ausweg, es muss zu Ende gegangen sein, mein Arbeitsvertrag endet am 30. November dieses Jahres. Dann kann ich einen neuen Blog öffnen, Die Hartz4-Zeit eines Mittfünfziger Alteisenteils. Vielleicht finde ich noch einen sarkastischeren Titel.
Eine sichere Zukunft habe ich nie wieder, also kann ich sie auch voll ausnutzen. Aber wie die aussieht, das kann ich mir nicht ausmalen. Es wird allmählich sauspannend. Ein hartz4-Krimi, mit offenem Ausgang, ha ha.
Nicht viel in meinem Leben ist so eingetroffen, wie ich es geplant oder erhofft, herbeigebetet habe. Meistens das letztere tat ich, denn einen Plan gab es nicht. Es ist einerlei, ich wollte fast zu keiner Zeit einen ausarbeiten, was meine zukunft betraf. Nun brauche ich womöglich keinen mehr. Der Zug ist abgefahren, die Gleise werden bald stillgelegt, vielleicht sogar abgerissen.

Alarm! Alles wird gut


den seelenfrieden finden zu wollen ist nicht allzu schwer – doch wenn man keine seele hat!? so geschehen, weil ich vor einundzwanzig jahren aus der kirche ausgetreten bin, seitdem bin ich als aussaetziger registriert. kratzt mich aber nicht weiter, andere lebewesen haben auch keine seele: die einzeller, die saurier, die nashoerner, roland koch – aber nicht unbedingt in dieser reihenfolge.
wollt ihr wissen, was ich mit meiner seelenlosigkeit anfange?
ich balanciere den goettern auf der nase herum – wie das geht? ganz einfach – schnappt euch ein armutszeugnis, geht in sack & asche, waehlt das faekalischste vokabular der deutschen sprache aus, nippt am fuellhorn der gluecklichen, die arbeiten & dabei auch noch geld verdienen, setzt euch an den pc & fangt an zu spinnen. so mit mir geschehen, & mein fuellhorn laeuft & laeuft & laeuft …… ueber.
doch den seelenfrieden, die letztendliche erfuellung, den hoehepunkt des eigenen lebens  erreichen, das ist damit nicht moeglich. so aehnlich wird´s wohl den einzellern ergehen. ueber die übrigen in meiner aufzaehlung moechte ich gar nicht weiter reden an dieser stelle.
trotz alledem mache ich weiter, viel autobiographisches ist nicht dabei herausgekommen, mangels erlebnissen in der abenteuerwelt, aber die arme seele (ha ha!) hat keine ruhe, sie muss weiter, ein ahasverus im abendlicht sein, eine spinne in ihrem netz, ein amerikaner in paris – wundervolle assoziationsketten finden, sie laut hinausposaunen & – kein gehoer finden. so etwas nennt man modernes dichter-schicksal.
aber – wenn doch saemtliche lebewesen seelenlos sind, koennen sie mich doch gar nicht hoeren, seelenlose haben keine ohren & kein herz. oder irre ich mich!?
nur eines bin ich: wachsam. mein indianischer name waere vielleicht „wachsamer fuchs“ – ich schlafe mit drei aufgestellten ohren und behalte mindestens ein auge offen dabei – vielleicht sehe ich deshalb so verschlafen aus. doch es lohnt sich, die lauscher zu stellen. die welt ist voller wunder, die ein schlauer fuchs gar nicht alle begreifen kann, sie ist voller raetsel, & nicht nur die lakota-indianer finden sie „wakan“.

diary 3


wie schön, dass ich mich nicht mehr auf meine engsten vertrauten verlassen kann. Wenn man, wie ich, in seiner persoenlichsten endzeit angekommen ist, wo alles, was einem lieb & wert ist, ueber den abgrund der welt faellt, dann verwundert auch dies nicht weiter – sollte man meinen. mein nervenkostuem ist jedoch noch nicht ganz kaputt, obzwar es aeusserst duenn gebaut ist, die struktur, das „skelett“, ist am zusammenbrechen, doch das haus steht noch.
& die erosion schreitet voran mit jedem neuen tag. soll ich traurig sein? habe ich mich nicht schon von meinen so genannten freunden vor zwanzig jahren oder länger verabschiedet? es ist ein schmerzhafter prozess, ich bin auch nicht ganz unschuldig daran, aber der schmerz ist da – ich sollte mal eine „poesie der selbstquaelerei“ schreiben. & beim lesen bitte die sicherheitsnadel in der linken backe nicht vergessen …….

 

Was Marianne von der Leyen alles so macht im Jahr 2010


Ein Gespenst geht um in Blieskastel – Das Gespenst einer Person, die zwar im Jahre 1805 gestorben ist, aber sich noch immer als Schirmherrin dieser Stadt sieht. Sie greift niemanden an, sie ist keine vampirische Blutsaugerin, sie sucht niemanden heim, aber ihre Gestalt ist wohlbekannt & ihr Name in aller Munde. & dabei ist sie nicht einmal die bundesdeutsche Ministerin mit Vornamen Ursula, sie ist einmal Landesherrin dieses Teils des Bliestals gewesen. Das war vor langer, langer Zeit.

An jedem Tag um die Mittagsstunde trippelt eine zierliche Frauengestalt durch die Gassen & Strassen von Blieskastel, für jederman/frau jedoch unsichtbar, nur ein kleiner, ausgesuchter Kreis von Begnadeten bildet die Ausnahme, kann sie leiblich sehen & hören, ihre Stöckelschuhe klappern fröhlich auf dem Pflaster, ihre Stimme ist leise & heiser vom Staub der Jahrhunderte, aber ihr Gang ist aufrecht & einer Gräfin durchaus angemessen. Ich gehöre zu diesem auserlesenen Kreis der Glücklichen, die sie sehen, berühren & mit ihr sprechen dürfen – & obschon sie ein Gespenst ist, fürchte ich mich keineswegs vor ihr. Im Gegenteil, ich finde Frauen als Gespenster am attraktivsten. Sie hingegen, sagte sie mir erst vorige Woche, ist ein wenig unglücklich in letzter Zeit. Da sie ihr Dasein in Blieskastels alten Mauern verbringen muss, kennt sie sich nicht mehr richtig aus, es habe sich so vieles verändert, & nicht einmal zum Vorteil – Das Automobilzeitalter macht ihr noch nach über einhundert Jahren zu schaffen, sie ist immer noch nicht richtig darüber hinweggekommen, dass es keine Pferdekutschen mehr gibt. Doch habe ich sie zu trösten versucht, sagte ihr, sie habe doch Spass gefunden an den PCs und an den Mobilfunkgeräten, mit denen sie überallhin kommunizieren kann, die kreuz-die-quer, & sie hat gelächelt, still vor sich hingelächelt, als sie meine Sätze vernahm. Sie ist schon ein kleines, schrulliges Wesen, diese Gräfin, muss ich sagen. Sie sieht übrigens viel hübscher aus als auf den alten Gemälden, & die Angst vor den Franzosen & ihrer peinlichen Revolution trägt sie nicht mehr in ihren Augen mit sich spazieren.

Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die letzten Relikte aus ihrer Zeit besonders stark & intensiv zu behüten, die Überreste des alten Schlosses, das die Franzosen zerstörten, und die Schlossberghäuser, wo ihre Beamten drin wohnten, zählen zu ihren ganz besonderen Lieblingen, die es zu erhalten gilt. Ausserdem viele alte Häuser in der ehemaligen Innenstadtmitte ihrer Zeit, dort sieht man sie am häufigsten zu Werke gehen, sie spricht mit den alten ehrwürdigen Mauern in einer Sprache, die niemand versteht, sie sagt, es sei die Sprache des Weltalls, & sie wäre heilsam, diese Sprache, es würde die Mauern weiter erhalten, für viele Jahrhunderte noch. Nun gut, ich bin da ein bisschen skeptisch, aber will sie nicht verwirren in ihren frommen Absichten. Was die anderen Auserlesenen über sie denken & sagen, weiss ich nicht, sie teilen sich niemandem mit. Die Gräfin von der Leyen ist in der Auswahl ihrer Verehrer überaus wählerisch vorgegangen, es handelt sich um nur fünfzehn Personen, mich einbegriffen, die das Privileg besitzen, mit ihr kommunizieren zu dürfen, darin ist sie noch ganz Landesherrin & Fürstin ihrer Zeit.