offener brief an alle, die´s betreffen koennte:
„es ist vorbei“, hat dies nicht auch jesus gesagt?! jetzt ist es wirklich vorbei mit mir & meiner zeit, nun bin ich ein echtes fossil, das, zusammengepresst zwischen -zig schieferschichten, vergessen & verlassen in der erde ruht. jetzt kann ich in der tat tun & lassen, was ich will, niemand wird sich drum scheren. es bedeutet die ultimative freiheit des einzelnen. nur, dass der ultimo die hoffnungslosigkeit sein & das ende das altbekannte weltliche ende sein wird: anonym, verlassen, einsam, arm, bettelarm, armensarg, armenbegraebnis, armenverbrennung, armenentsorgung, hartz-iv-grabstelle, vergessen, vergessen & vergessen werden.
jetzt aber genug von diesen schwarzseherischen aussichten, es gibt auch positives zu vermelden, naemlich: die narrenfreiheit des verueckten – charakterisierung einer mimbacherin, die mich anscheinend gut zu kennen meint, ueber mein auftreten in den achtziger jahren in der oeffentlichkeit: „ach, der war doch immer besoffen & hat nur wirres zeug von sich gegeben, das keiner verstand!“
danke, unbekannte dame, sie haben der wahrheit direkt mit der brennenden fackel ins gesicht geleuchtet & ihr die augenbrauen versengt. danke.
waere ich eine comicfigur aus lucky lucke wuerde ich jetzt dagegenhalten: „das IMMER verbitte ich mir!“ aber ich bin keine comicfigur.
waere ich im marihuana-tran der kerouac-anhaenger steckengeblieben & wuerde bei jeder gelegenheit den altehrwuerdigen beat-epigonen eine lanze brechen wollen, wuerde ich ausrufen: „nur der rausch ist die wahre, wirkliche welt!“
niemand wuerde mir glauben, & jeder wuerde mich fuer verrueckt erklaeren & hat es inzwischen bereits mehrmals getan.
& zugegeben: ich bin´s gerne. ich huepfe gerne auf baeumen herum, esse pilze, die ich noch nicht kenne, worauf ich wild verzueckt jedes eichhoernchen, jeden kaefer & jedes wildschwein, jeden hasen & jedes kaninchen, denen ich begegne, knutschen koennte, was ich auch manchmal tue. seitdem gehen mir diese tiere zwar aus dem weg, aber es gibt noch andere wege, auf denen ich wandern kann. unsere landschaften sind voll davon.
& die landschaften sind voll von diesen tieren, die ich eben aufzaehlte. & noch vielen anderen mehr. ich werde beileibe nicht diese besagte dame tierhaft charakterisieren, das liegt mir fern – einhoerner gibt es nicht mehr, & einfaeltige tiere gibt es ebensowenig.
die wahrheit ist: ich habe in meiner jugend gerne gesoffen, bin gerne mit meinen kruden ideen hausieren gegangen vor leuten, die ich wenig oder gar nicht kannte, & schlimmer noch, selbst vor denen, die ich gut zu kennen glaubte, & vor denen ich mir meine bizarren spaesse erlauben konnte.
heute weiss ich, man kann sich nichts erlauben, wenn man keinen guten leumund hat. ich frage mich nur, welchen leumund diese besagte dame hat.
mir laeuft der schlechte ruf voraus. er ist der herold meiner begangenen & nicht begangenen schandtaten. er ebnet die strecke, die noch vor mir liegen mag & stellt die weichen & fussfallen, die mich niemals ins ziel kommen lassen. er ist der gute freund meiner familie, die ich nie hatte. er ist das kind meiner worte, die ich in der falschen tonart gesagt habe – er singt das schlachtenlied der vergeblichkeiten, das hohelied der schwaeche & psalmodiert aus dem hymnenbuch meiner unzulaenglichkeiten.
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